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Mensch.Schifffahrt.Meer.
tete seinen Wehrdienst natürlich bei der finnischen Marine ab, ging zur See- fahrtsschule und fuhr auf Frachtern und sogar einem Kreuzfahrtschiff um die Welt. 2008 stieg er als Zweiter Steuer- mann bei Finnlines ein, wurde 2015 Kapi- tän der FinnHawk und 2022 auf dem zwei- ten der drei in China gebauten RoRo- Hybrid-Schiffe. Insgesamt, berichtet er, fahren zwölf Schiffe dieses neuen Typs, neun davon im Mittelmeer. Der Unter- schied zu den Nord-Ostsee-Frachtern? Die haben die höchste finnisch-schwe- dische Eisklasse 1 A Super und ein Deck weniger, um schwere Papierrollen und gewichtige Spezialfahrzeuge wie Bagger und Landmaschinen bis zu 7 m Höhe zu transportieren.
Schräger X-Bow
Ein steifer Nordwestwind mit 28 kn hat dem Finnischen Meerbusen Schaum-
Kapitän Jännäri und Steuermann auf der Brücke
köpfe aufgesetzt und eine 3-Meter- See aufgebaut. Finneco pflügt locker hindurch, wird aber nach Backbord gedrückt wegen seiner großen Windan-
griffsfläche. „Unser nach vorn gewölbter Bug, ein sogenannter X-Bow, sorgt aber für einen geringeren Wellenwiderstand und damit für Energieoptimierung“, erklärt Jännäri, „auch wenn die Form gewöhnungsbedürftig erscheint.“ Unter Wasser schließt sich der Wulstbug an. Bei Seegang von der Seite habe das Schiff in der Biskaya schon mal einen Rollwin- kel von 28 Grad gehabt, „weil wir, anders als Passagierfähren, keine Stabilisatoren haben“. Inzwischen ist Chief-Ingenieur Erkki Saar auf die Brücke gekommen, um mit dem Kapitän Dienstliches zu bespre- chen. Anschließend freut sich der Este, mir sein „Kellerreich“, den Maschinen- raum, zu zeigen. Per Fahrstuhl geht´s in die Tiefe. Als sich die Tür öffnet, wieder nur Staunen: über den weitläufigen, hel- len, fast stillen Maschinenkontrollraum, sogar ausstaffiert mit gemütlicher Wohn- zimmerecke und Flachbildfernseher. Ers- ter Ingenieur Jovane Salgado übernimmt das Koreferat vor den Anzeigetafeln.
Ökologischer Fußabdruck
Bevor wir unsere Ohren zustöpseln und in den eigentlichen Maschinenraum gehen, fasst der fröhliche Philippino die wichtigs- ten Aspekte des ökologischen Hybridsys- tems zusammen: „Umweltaspekte und Nachhaltigkeit haben bei uns einen hohen Stellenwert. Diese Schiffe sind so konzi- piert, dass sie teilweise mit Batteriestrom betrieben werden können. Die Hybridlö- sung reduziert den Kraftstoffverbrauch und ermöglicht null Emissionen am Liege- platz. ZERO EMISSION IN PORT steht auch draußen am grünen Schiffsrumpf. Der Lärm während des Aufenthalts im Hafen
Chefköchin Jo in ihrer Kombüse
Den fröhlichen Philippinos schmeckt es
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