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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Chief (hinten) und Erster Ingenieur im Maschinenkontrollraum
vorweg über Leitungen, Ventile und Pumpen. Ein wahres Gewirr, aber die beiden winken nur ab: alles im Kopf, meinen sie lächelnd. Dort wo die Wel- len zu den 5,60 m messenden Propel- lern austreten, dreht sich auch noch ein Wellengenerator und sorgt für zusätzli- chen Bordstrom.
In der anschließenden Sauna geht es um das „richtige“ Schwitzen. Jeder Finne hat da so sein Rezept: ob es um Tempe- ratur, Aufgüsse, Tauchbad und Sitzdauer geht. Und man erfährt in „aufgetautem“ Zustand viel Privates: über ihre Herkunft, Familien, Hobbys. Auch der Seefahrts- schüler Suvara Tongkrajai stößt nach Fei- erabend dazu. Der freundliche, muskel- bepackte Mann aus Kamerun will Ingeni- eur werden, was er, wie er sagt, in seinem afrikanischen Heimatland nicht konnte. Seine Frau arbeite als Krankenschwester. „Wir fallen niemandem zur Last, im Gegen- teil“, lächelt er bescheiden, „denn dann würden wir uns schämen.“
Guten Appetit
Alle freuen sich an diesem Samstag auf das Abendessen: Steak, Pommes, Shrimps, Lachs, Rotwein, Salate, Suppe, Eiskrem, alles reichlich. Hyvä ruokahalu, good appe- tite!, heißt es dann. Alle Gerichte liebevoll zusammengestellt von der Chef-Köchin „Jo“ Josephine Sumawang. Man hört sie schon auf dem Gang fröhlich trällern. Auch Maria, ihre philippinische Stewardess-Kol- legin, steht dem in nichts nach. Ein enga- giertes Team, das zur guten Bordstim- mung der 24-köpfigen Crew beiträgt. Nach rund 670 sm blitzt voraus der Trave- münder Leuchtturm über den vormitter- nächtlichen Horizont. Das erste Etappen- ziel ist erreicht. Beim Drehmanöver auf der Trave bleibt nicht viel Luft vorn und ach- tern. „Bei Wind ein Problem“, meint der Kapitän und legt seinen Hybrid-Riesen sanft an den Skandinavienkai. Wir wün- schen uns noch „Hyvää yötä!“ gute Nacht! und tauchen ab in unsere Kojen. 7
Diese riesigen Batterien ersetzen teuren Landstrom
nimmt ebenfalls ab. Die Batteriebänke von fünf MWh ermöglichen die Nutzung von gespeichertem Strom im Hafen. Darüber hinaus verfügen die Ro-Ro-Schiffe über 600 m2 Sonnenkollektoren für sauberen Strom zur Nutzung an Bord. In Höhe der Wasserlinie ist ein innovatives Luftschmier- system zur Erzeugung von Blasenschichten installiert, das die Reibung und den hydro- dynamischen Widerstand sowie die Emis- sionen weiter reduziert. Dazu zählen auch die Lithium-Ionen-Batteriesysteme für emissionsfreien Betrieb und Lärmreduzie- rung im Hafen. Ein Scrubber sorgt für die Abgasreinigung. Auch die Abwärme wird genutzt und das Ballastwasser aufberei- tet. So reduziert sich der ökologische Fuß- abdruck jedes beförderten Lkw und Auf- liegers gegenüber dem aktuellen Niveau erheblich, bei CO2 um 50 %.“
Weltoffene Crew
Die beiden 12 780 kW-Hauptmaschinen dröhnen um die Wette, aber es ist nicht heiß wie früher. Überall kühle, frische Luft. Die beiden Maschinisten klettern
Blick ins Innere im Heckbereich des Schiffes
28 Leinen los! 1-2/2023
Finnische Großeisbrecher warten in Kotka auf ihren Einsatz