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Deutsche Maritime Akademie/Deutscher Marinebund
Finnland ist ein sturmerprobtes Land Parlamentarisches Frühstück in Berlin
Werner Schiebert*
Zum Auftakt des Parlamentarischen Frühstücks am 10. November 2022 in Berlin begrüßte der Vizepräsident des
Deutschen Marinebundes und Stv. Vor- sitzender der Deutschen Maritimen Aka- demie, Ministerialdirigent Karl-Dietrich Haase, zahlreiche Ehrengäste, darunter
Sipiläinen, im Mittelpunkt des Parlamen- tarischen Frühstücks im Hopfingerbräu zu Berlin.
Sie führte zur außenpolitischen Situation des skandinavischen Landes aus, die wie woanders auch, geprägt war von der rus- sischen Invasion in die Ukraine. Bemer-
DEUTSCHE
MARITIME AKADEMIE
Gruppenbild nach dem Parlamentarischen Frühstück (v.l.): Dr. Elisabeth Hauschild, Diehl Büro Berlin, Karl-Dietrich Haase, Jan C. Kaack, Staatssekretärin Sandra Gerken, Bevollmächtigte des Landes SH, Anne Marjaana Sipiläinen, Ingo Gädechens, Susanne Wiegand, DMB-Präsident Heinz Maurus, Dr. Hans Peter Bartels
Eine Stiftung des
Deutschen Marinebundes e.V.
tik mit dem NATO-Beitritt voraussicht- lich ändern wird. Trotz der Aufgabe der Neutralität werden die gutnachbarschaft- lichen Beziehungen zu Russland weiter verfolgt. Wenn auch aktuell im Umfang reduziert, so möchte Helsinki zurück zum Status quo ante. Denn es gibt gemein- same Interessensschnittmengen, zum Beispiel wirtschaftliche, beim Verkehr, bei der Bekämpfung von Kriminalität. Mit Finnlands NATO-Beitritt verdoppelt sich die Landgrenze der Allianz mit Russ- land (Anmerkung des Verfassers: die bei- den Länder teilen sich eine 1340 km lange Grenze). Innerhalb der NATO wird Finnland sein Profil entwickeln. Aus den Einlassun- gen der Botschafterin war herauszuhö- ren, dass die Landesverteidigung für Finn- land eine herausragende Priorität behal- ten wird. Wenn es hart auf hart käme, dann könne sich Finnland angemessen verteidi- gen. 900 000 Reservisten sind ausgebildet und für einen Einsatz vorbereitet. 83 % der Bevölkerung stünden zur bewaffneten Ver- teidigung im Falle eines russischen Über- falls zur Verfügung.
Finnland, so beendete die Botschafterin ihren Vortrag, sei ein sturmerprobtes Land. Dabei gälte es, immer an der Widerstands- fähigkeit zu arbeiten und auf schwierige Entscheidungen vorbereitet zu sein. 7
* Mit freundlicher Unterstützung von Hans-Uwe Mergener
Abgeordnete aus dem Deutschen Bun- destag, Vertreter der Bundesländer, den Inspekteur der Marine, Attachés sowie Vertreter der Wirtschaft, des öffent- lichen Lebens und befreundeter Ver- bände. Nach einem herzlichen Danke- schön an Susanne Wiegand, Vorsitzende der Geschäftsführung Renk Group, dem Sponsor der Veranstaltung, führte Haase in das Thema des Tages „Finnlands Bei- tritt zur NATO – was bedeutet die Ent- scheidung Finnlands und Schwedens für die NATO im Ostseeraum?“.
Nach kurzen Grußworten von Ingo Gäde- chens, MdB, und Dr. Hans-Peter Bartels, ehemaliger Wehrbeauftragter des Deut- schen Bundestages, stand die finnische Botschafterin, I.E. Frau Anne Marjaana
kenswert schnell beschließt Helsinki bereits am 28. Februar Hilfen und Unter- stützung für die Ukraine. Ohne Einzelhei- ten zu nennen, wies Botschafterin Sipi- läinen darauf hin, dass im Oktober die neunte Unterstützungslieferung auf den Weg gebracht worden ist.
Der Entschluss zum NATO-Beitritt fällt in den Kontext des unprovozierten rus- sischen Überfalls. Waren Ende Februar des vergangenen Jahres 53 % der Fin- nen für eine Mitgliedschaft in der Alli- anz, so waren es Ende Mai 76 %. Dies ist insofern zu betonen, so die Botschafte- rin, da traditionell die Hälfte der Bevölke- rung pro-NATO war. Wobei Finnland seit 1994 NATO-Partnernation ist. Gleich nach dem Madrider NATO-Gipfel vom 29./30. Juni 2022 wurden die Beitrittsgespräche aufgenommen (4. Juli).
Die Botschafterin arbeitete weiter her- aus, dass sich die finnische Außenpoli-
Frau I.E. Anne Marjaana Sipiläinen spricht zu den Gästen
Leinen los! 1-2/2023 61
Fotos: DMB