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Landung der alliierten Truppen auf der Krim
Am 17. Oktober begann die alliierte Bom- bardierung Sewastopols von Land und auch See aus, wobei die britischen und französischen Segelkriegsschiffe von auf der dem Feind abgewandten Seite festge- machten Dampfschiffen gezogen wurde. Das alliierte Geschwader hatte erheblich unter dem heftigen Abwehrfeuer der rus- sischen Artillerie zu leiden, die die Angrei- fer mit einem Hagel von rotglühenden Vollkugeln und Explosivgeschossen über- schütteten. An Bord des britischen, mit 110 Kanonen bewaffneten Segellinienschiffs QueeN hatten drei Bombentreffer inner- halb von fünf Minuten eine derart verhee- rende Wirkung, dass die gut ausgebildete und disziplinierte Besatzung des mächti- gen Dreideckers in Panik geriet und auf den in Feuerlee liegenden Schleppdamp- fer floh. Schließlich wurde die brennende QueeN von dem Dampfschiff aus der Kampflinie geschleppt. Dabei zeigte sich wieder einmal der entscheidende Vorteil
des Dampfantriebs, der Schiffsbewegun- gen unabhängig von Wind und Strömung erlaubte. Auch andere alliierte Kriegs- schiffe erlitten schwere Schäden durch die russische Festungsartillerie. Erneut war deutlich geworden, dass hölzerne Kriegs- schiffe nicht in der Lage waren, längere Zeit dem Beschuss durch Bombenkano- nen zu widerstehen. Die alliierten Kriegs- schiffe mussten letztlich einen so großen Abstand zu den russischen Festungswer- ken halten, dass ihr Beschuss faktisch wir- kungslos blieb.
Doch nicht nur gegen Angriffe von See aus, auch gegen Attacken an Land setz- ten sich die Verteidiger der belager- ten Festung Sewastopol hartnäckig zur Wehr. Mit großer Heftigkeit erwiderten die russischen Artilleristen den Beschuss durch die alliierten Geschützbatterien. In ihrem Rücken wurden die britischen und französischen Belagerungsstellungen durch eine Reihe von Feldbefestigun-
Geschichte
Die Schlacht von Alma begann am 20. Sep- tember 1854 gegen 13:30 Uhr und dauerte rund fünf Stunden. Trotz erheblicher Ver- luste konnten sich die britischen und fran- zösischen Truppen letztendlich gegen die russischen Verteidiger durchsetzen, die sich schließlich zurückzogen. Die Alli- ierten verloren über 3000 Mann, während die Russen Verluste in Höhe von mehr als 5000 Soldaten zu beklagen hatten. Hätten die alliierten Truppen sofort nachgesetzt, wäre ein Angriff auf das unvollständig verteidigte Sewastopol möglicherweise erfolgreich gewesen, doch der todkranke französische Befehlshaber Saint-Arnaud wollte dieses Risiko nicht eingehen. Und so marschierten die britischen und fran- zösischen Truppen um Sewastopol herum und schlugen südlich der Stadt ihr Lager auf, wobei die kleinen Häfen von Kamiech und Balaklava zur Anlandung von Nach- schub dienen sollte.
Lord Raglan und General François Can- robert, der dem zwischenzeitlich ver- storbenen Saint-Arnaud als französischer Befehlshaber nachgefolgt war, scheuten das Risiko eines Frontalangriffs auf Sewas- topol und entschieden sich stattdessen dafür, die Stadt zunächst sturmreif zu schie- ßen. Die Verteidigung Sewastopols mit sei- nen umfangreichen Befestigungsanlagen erfolgte in erster Linie durch Angehörige der russischen Marine unter dem Ober- befehl von Admiral Nachimow, der rasch zur Seele der Verteidigung wurde und bis zu seinem Tod durch einen Scharfschüt- zen am 28. Juni 1855 das Amt des Militär- gouverneurs innehatte. Demgegenüber bedrohte die von General Menschikow befehligte Armee die Landfront der alli- ierten Belagerer.
Sewastopol und seine Festungsanlagen 1854
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