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Konteradmiral Luis del Carpio, Kommandeur der peruanischen Marineuniversität, zusammen mit Bruce Stubbs (Pentagon), Flottillenadmiral Christian Bock (Führungsakademie der Bundeswehr) und Sebastian Bruns
Politikwissenschaftler und Marineoffiziere darüber, wie die maritime Planung – z.B. Beschaffung, Ausrüstung, Betrieb, Flexibi- lität, Nachhaltigkeit – des vormaligen Frie- densbetriebs der veränderten Lage ange- passt werden könne und welche Lektio- nen aus Fehlern bei vergangenen Beschaf- fungen von Marineschiffsklassen zu ziehen sein. Die vierte Sektion des Tages versam- melte dann ausgewiesene Fachleute, die sich mit der menschlichen Komponente in Ausbildung und Weiterentwicklung beschäftigen. Gemäß einem anderen oft verwendeten Bonmot sind es schließlich Menschen, nicht Schiffe, die kämpfen. Die wissenschaftliche, militärische und intel- lektuelle Befassung mit maritimer Strate- gie – auch als lebenslanges Lernen – stand hier im Mittelpunkt.
Der zweite Konferenztag wartete als „Focus Day: Baltic Sea“ dann mit einem eher geographisch geprägten Schwer- punkt auf. Dazu gesellte sich ein hete- rogeneres, im besten Sinne politische-
Admiral Michael Gilday, Chief of Naval Operations der US-Marine, war rang- höchster Offizier auf der Tagung
Jan-Wilhelm Ahmling (l.) und Marcia Mimura (r., beide HES) rahmen die Innenministe- rin des Landes Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack, und Johannes Peters ein
res Publikum. Auf den Panels diskutier- ten Diplomaten aus dem Ostseeraum mit sicherheitspolitischen Experten aus dem zivilen und militärischen Bereich. War der Vortag von der militär- und marinestrate- gischen Debatte geprägt, so stand der zweite Konferenzabschnitt im Zeichen der Nato-Beitrittsgesuche von Schwe- den und Finnland im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Mithin handelte sich es also um eine politische, in Zügen geostrategische Debatte. Als höchstrangigen Teilnehmer konnten die Organisationen rund um Konferenz- chairman Johannes Peters (ISPK) dabei den Chief of Naval Operations der US- Marine, Admiral Mike Gilday, begrü- ßen. Die signifikant erhöhte US-Mari- nepräsenzinderOstseezeigtesichu.a. mit der USS keArsArge, einem amphibi- schen Hubschrauberträger, die an der zeitgleich mit KISS stattfindenden Bal- tops-Übung in der Region weilte (Leinen los! 9/2022, S. 26/27) und Anfang August
zusammen mit der USS Arlington wieder in das Baltische Meer einlief.
Die Befassung mit maritimer Strategie diesseits wie jenseits deutscher Küsten bleibt angesichts der getrübten, ja ange- spannten Weltlage Auftrag und Verpflich- tung für Politik, Wissenschaft und die Marine selbst. Ein ausführlicher Konfe- renzbericht der von der Konrad-Ade- nauer-Stiftung geförderten Zusammen- kunft befindet sich in Vorbereitung und wird über die Website www.kielseapow- erseries.com abrufbar sein. Das Kiel Inter- national Seapower Symposium 2023 wird thematisch derzeit vorbereitet. 7
* Dr. Sebastian Bruns ist Senior Resear- cher am Institut für Sicherheitspolitik Universität Kiel (ISPK), Mitbegründer des Kiel International Seapower Sym- posiums und war zuletzt McCain Ful- bright Distinguished Visiting Professor an der US Naval Academy, Annapolis, Maryland (USA).
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