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skope zur Verfügung, wobei die Entde- ckung von Wasserflöhen, Ruderfußkreb- sen und anderen bizarren Kleinstlebe- wesen auf dem Objektträger stets eine Attraktion ist. Kaum wieder an Bord, sind wir, die Bootsgruppe, mit Untersuchun- gen dran. So geht es reihum, eine Gruppe auf dem Wasser, zwei Gruppen an Bord oder an Land, bis mittags plötzlich stürmi- scher Wind mit Regen aufkommt. Damit fällt leider die letzte Bootsfahrt aus. Aber es gab auch so genügend zu erforschen und erleben. Gegen 13 Uhr schließlich ist der Kurs beendet. Nach einem Gruppen- foto heißt es Abschiednehmen, zum Leid- wesen mancher Kinder auch von Bord- hund Amon. Der zottelige Afghane war immer und überall dabei, ließ sich gerne und ausgiebig streicheln und wird als kinderliebes Maskottchen sicher einigen Schülern in Erinnerung bleiben. Abschließend einige Worte zum Projekt selbst. Das Jugendforschungsschiff als schwimmendes Schülerlabor gibt es seit 2010, Träger ist der Verein Das Schiff e.V., Labor für Bildungskonzepte, Ber- lin. Das Bildungsprogramm richtet sich insbesondere an Berliner Schulen, aber
auch an Schulen anderer Bundeslän- der, wobei die Zielgruppe Grundschu- len ab der 3. Klasse bis zum Sekundar- bereich II umfasst. Im Fokus stehen die Fächer Biologie, Chemie und Physik und die Vermittlung von Kenntnissen in den Bereichen Gewässerökologie, Gewäs- serschutz und Artenschutz, schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen und erneuerbare Energien. Angeboten wer- den mehrere Unterrichts- bzw. Lehrmo- dule wie Gewässerökologische Untersu- chungen, Gewässerökologisches Szena- rio, Gewässerökologische Forschungs- reise, Energetische Forschungsreise, Forschungsreise Erneuerbare Energien, Naturwissenschaften erleben, Labor- raum Futurino und Laborraum Erneuer- bare Energien.
Getragen wird das Projekt zum Großteil von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Diese stammen aus den Bereichen Wissen- schaft und Schuldienst, aber auch Stu- dierende, Praktikanten und Freiwillige des Ökologischen Bundesfreiwilligen- dienstes (ÖBFD) helfen mit. Der Erfolg gibt dem Konzept recht. Allein von 2011 bis 2020 waren etwa 40 000 Schüler aus
Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Bayern und Sachsen auf dem Jugendfor- schungsschiff zu Gast, hinzu kamen Besu- cher aus Belgien, Frankreich, Israel, China, Russland, Kosovo und Jordanien. Darü- ber hinaus ist das Jugendforschungsschiff regelmäßig Veranstalter im Rahmen des Langen Tages der Stadtnatur, kooperiert mit wissenschaftlichen Institutionen und Bildungseinrichtungen und erhält Unter- stützung von rund 50 Sponsoren. 7
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Schiffsdaten cormoran
In der UdSSR gebauter Schubschlepper der DDR-Binnenschifffahrt, Maße: 19,78 m Länge und 3,80 m Breite, Leistung: 110 PS. Seit 1984 Privatbesitz, mehrfa- cher Besitzerwechsel, Umbenennung in ViktoriA, November 2009 Erwerb für den Verein Das Schiff e.V., 2010 umfas- sender Um- und Aufbau zum Jugend- forschungsschiff mit ehrenamtlichen Kräften, 3. Oktober 2010 Schiffstaufe und Umbenennung in cormorAn.
Quelle: www.jugendforschungsschiff.com
Engel weisen den Weg – Cruzeiro do Sul
Zum 100. Jahrestag der brasilianischen Unabhängigkeit fand 1922 in Rio de Janeiro eine Weltausstellung statt, die
Exposição do Centenario do Brasil. Als ehemalige Kolonialmacht beteiligte sich Portugal mit dem Pavilhão das Indústrias der Architekten Carlos Rebelo de And- rade (1887–1971) und Guilherme Rebelo de Andrade (1891–1969). Nach dem Ende der Weltausstellung beließ man das repräsentative Gebäude nicht in Rio, sondern brachte den Pavillon zurück nach Lissabon.
Im malerischen, von Nordwesten nach Südosten schräg abfallenden Parque Eduardo VII entstand der Pavilhão das Indústrias ein zweites Mal. Umgeben von baumgesäumten Wegen, inmitten einer gepflegten Rasenlandschaft und mit Blick auf den Tejo in der Ferne. Fast zwei Jahre dauerte der Neuaufbau (1929–1931), 1932 wurde das rechteckige Gebäude erneut eingeweiht. Vornehmlich für Ausstellun- gen, Gemeindefeiern und als Sportstätte genutzt, benannte man das Gebäude 1984 in Pavilhão Carlos Lopes um, zu Ehren des ersten portugiesischen Goldmedaillen- Gewinners bei olympischen Spielen. Zu
den besonders schönen Dekorationsele- menten der Hauptfassade gehören die blau-weiß bemalten Fliesen, die 1922 in Handarbeit bei der Fábrica de Sacavém gefertigt wurden. Sie zeigen u.a. ein reprä-
sentatives Bild aus der Zeit der großen Ent- decker: Engel halten die Sterne des Cru- zeiro do Sul (Kreuz des Südens), die einer Karavelle den Weg weisen.
Christian König
Leinen los! 10/2022 15
Foto: Christian König