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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Der Funkraum der mölders meldet: 73 Nina Nustede
In diesem Jahr konnte das Deutsche Marinemuseum (DMM) nach zweijäh- riger coronabedingter Pause endlich
wieder am „Museum Ships Weekend“ (IMSE)“ teilnehmen, welches traditionell am ersten Juniwochenende stattfindet. Amateurfunker auf weltweit 70 Muse- umsschiffen nahmen Kontakt miteinan- der auf – so auch Mitglieder der Marine- funkerrunde e.V. aus dem Funkraum des Zerstörers mölders, Deutschlands größ- tem Museumskriegsschiff. Das Event gibt es bereits seit den 1990er-Jahren, seit 2006 wird es von der Museumscrew des Schlachtschiffes USS neW Jersey (ioWA- Klasse) organisiert. Schon seit 2013 nimmt das DMM teil, es stellt für Amateurfunker die eigenen Museumsschiffe und -boote zur Verfügung.
Albert Hornighausen im Funkschapp des Zerstörers
Während bei dieser Veranstaltung zwar Sprechfunk und auch digitaler Schreib- und Datenfunk möglich sind, findet die Kommunikation untereinander traditionell hauptsächlich per Morsetelegrafie statt. Diese war sowohl auf Marineschiffen als auch in der Handelsschifffahrt Standard, bis sie 1998 eingestellt und durch Satel- litenfunk ersetzt wurde. Da verwundert es nicht, dass Morsetelegrafie heute nur noch von einem eingeschränkten Perso- nenkreis beherrscht wird. Dazu kommt, dass das Funken auf Kurzwelle nur lizen- sierten Funkern gestattet ist, weltweit sind dies aktuell ca. 70 000 Personen. Für „echte“ Funker gibt es dementsprechend nicht Schöneres, als mit Gleichgesinnten per Morsealphabet Kontakt zu suchen. Im Gegensatz zu einigen anderen (zivilen) Museumsschiffen kann auf der mölders das Original-Equipment im Funkraum des Zerstörers nicht mehr genutzt werden, da es im Zuge der vorgeschriebenen Ent- militarisierung nach Ausmusterung 2003 und Nutzung als Museumsschiff ab 2005 unbrauchbar gemacht wurde. So brach- ten die Marinefunker ihre eigene Ausrüs- tung, bestehend aus Transceivern, Anten- nen, Morsetasten, Laptops u.v.m. mit an Bord und integrierten ihre Geräte in den alten Funkraum. Bereits die ersten Ver- bindungen am Samstagmorgen funktio- nierten einwandfrei, darunter eine Kon- taktaufnahme mit U 995 in Laboe und dem Frachtschiff iris Jörg in Wischha-
fen. Im Laufe des Wochenendes kamen noch viele andere Kontakte mit Museums- schiffen weltweit zustande.
Die Marinefunkerrunde war bereits zum fünften Mal auf der mölders. 2018 und 2019 hingegen kam U 10 zum Zug, auf wel- chem Mitglieder der Runde sowie Vertre- ter des Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) und des Verbandes Deutscher Ubootfahrer aus dem Funkraum interna- tionalen Kontakt aufnahmen. Sowohl für das DMM als auch für die Marinefunker- runde wurde diese Kooperation inzwi- schen Tradition. Beide Seiten profitieren und haben dabei auch noch jede Menge Spaß. Die Funker können ihr Hobby in einer besonderen Atmosphäre ausüben, das Museum und vor allem seine Besu- cherinnen und Besucher profitieren von der Sach- und Fachkenntnis der Funker über die Gegebenheiten des Seefunks gestern und heute. Denn das laute Pie- pen aus den Lautsprechern in den Funk- räumen auf den Schiffen und Booten zieht natürlich viele Neugierige an. Insbeson- dere Kinder und Jugendliche, die die Morsetelegrafie allenfalls aus alten Filmen kennen, sind hier oftmals sehr interessiert. Es waren aber nicht nur Themen rund um den Seefunk, zu denen die Crew der Mari- nefunkerrunde Museumsgästen Auskunft geben konnte – fast alle der teilnehmen- den Mitglieder am Pfingstwochenende sind selbst auf der mölders gefahren und konnten Einblick in ihren Dienstalltag an Bord des ehemaligen Zerstörers geben. Was hat es nun mit der 73 aus der Über- schrift auf sich? Amateurfunker nutzen den sogenannten Q-Schlüssel oder auch Q-Code, um Nachrichten zu übermitteln. Dieser stammt bereits aus den Anfangs- zeiten der Morsegeschichte und wurde 1912 von der International Radiotelegraph Convention eingeführt. Der Q-Code dient der schnelleren und einfacheren Informa- tionsvermittlung, die auch international unabhängig von Sprachbarrieren funkti- oniert. Mit speziellen Zahlen können hier einfache Grüße übermittelt werden. Mit der Übermittlung „73“ aus dem Funkraum der mölders wurden viele Grüße an die anderen teilnehmenden Museumsschiffe gesandt. 7
Foto: Dietmar Bökhaus
Fotos: DMM
Albert Hornighausen, Claus und Dianna Lorenzen
June 4 - 5, 2022
The operators listed below have demonstrated their skills in Radio Communications.
Left to Right: Claus DL1HBL Dianna DO5DL Albert DF8LD
The Battleship New Jersey Amateur Radio Station thanks you for your participation in the 2022 International Museum Ships Weekend.
Zertifikat als Erinnerung an das Museum Ships Weekend
18 Leinen los! 10/2022