Page 22 - LL 10/2022
P. 22
NACHRICHTEN AUS DER SEEFAHRT
Wasserstoffimport mit Tankern
Wasserstoff wird für die künftige Ener- gieversorgung Deutschlands unverzicht- bar sein. Da aber trotz vieler angestoße- ner Projekte die im eigenen Land erzeugte Menge von grünem Wasserstoff auf Jahre, wenn nicht auf Jahrzehnte hinaus für den
Bedarf nicht ausreichen wird, muss dieser überaus wichtige Stoff importiert werden. Dafür bietet sich der Seetransport an, ganz besonders dann, wenn der Transport über längere Distanzen gehen muss, zum Bei- spiel von Schottland.
Da derzeit in Fahrt befindliche Schiffe nicht in der Lage sein werden, die erforderlichen großen Mengen Wasserstoff abzufahren, ist in den Niederlanden von innovativen Schiffsarchitekten des Konstruktionsbü- ros C-Job Naval Architects zusammen mit dem Energieunternehmen LH2 Europe ein besonderer Schiffstyp entwickelt wor- den, dessen Aussehen zunächst befremd- lich wirkt. Die Silhouette des 141,7 m langen und fast 35 m breiten Schiffes wird domi- niert von drei großen Kugeltanks und weit vorn angeordneter Brücke. Die Tanks kön- nen mit jeweils 12 500 m3 verflüssigten Was- serstoff befüllt werden. Da flüssiger Was- serstoff ein großes Volumen hat und dabei 20-mal leichter ist als Flüssiggas, musste ein besonderes Design gewählt werden, um den notwendigen Tiefgang zu erreichen und den Gewichtsverlust nach Löschen der Ladung auszugleichen. So entstand ein tra- pezförmiger Rumpf, der genügend Platz an Deck bietet, um die Tanks ohne Ballast unterzubringen. hjw
Designentwurf eines ersten Wasserstofftankers von LH2 Europe und C-Job Naval Architects in German. Die Indienststellung eines ersten Wasserstofftankers mit dieser Tankanordnung könnte 2027 erfolgen
Beliebter Schiffstyp
Die in Haren an der Ems beheimatete Ree- derei Gerdes baut ihre Flotte mit einem zweiten Spezialfrachter des Typs Com- bifreighter 3850 der niederländischen Damen-Werftgruppe aus. Laut Damen sind vier dieser Frachter in Fahrt und 13 weitere bestellt. Dieser für europäische Kurzstre- cken-Verkehre ausgelegte Mehrzweck- Schiffstyp mit 89,7 m Länge und 12,5 m Breite hat eine Tragfähigkeit von 3830 t und kann außer Getreide, Futtermittel, Dünger und Stahl auch bis zu 172 Container und gelegentlich Projektladung transportie- ren. Mit der 1104 kW leistenden Haupt- maschine wird eine Geschwindigkeit von gut 11 kn erreicht. Die Schiffe sind so kon- struiert, dass sie ohne größere Probleme trockenfallen können. Diese Schiffsklasse wird daher auch als „Not Always Afloat but Safety Aground“ (NAABSA) bezeichnet. Dadurch können sehr flexibel auch kleine Tidehäfen angelaufen werden. hjw
Seeleute wieder zufriedener
Nach dem Auslaufen der Pandemieein- schränkungen nimmt die Zufriedenheit der Seeleute mit ihren Arbeitsbedingun- gen weltweit wieder zu. Das geht aus der neuesten Seafarers Happiness-Umfrage der Mission to Seafarers hervor, die sich auf das zweite Quartal 2022 bezieht. Die Umfrage-
Ihren ersten Mehrzweckfrachter vom Typ 3850 hat die Reederei Gerdes im September 2021 als BenaBell G in Fahrt gebracht
22 Leinen los! 10/2022
ergebnisse zeigen, dass Branchenlösungen zur Verbesserung des Wohlbefindens der Seeleute endlich Wirkung zeigen und sich die Arbeitsmoral sowie die Lebensbedin- gungen an Bord wieder verbessern. Mehr Impfungen, häufigere Besatzungswechsel, Heuererhöhungen und Änderungen im See-
arbeitsübereinkommen haben sich positiv auf die Stimmung ausgewirkt. Auch mit den Sozialeinrichtungen an Land, etwa die See- mannsheime, sind die Seeleute zufriedener. Am wichtigsten aber wird empfunden, dass es nun sicherer erscheint, wann man wieder nach Hause fahren kann. hjw
Foto: Damen
Computergrafik: LH2 Europe/C-Job Naval Architects