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Ohne Mampf kein Kampf Einsatz in der Küchenbrigade bei Olympia 1972
Fritz Häring
Die Lehrgangsteilnehmer des Boots- manns-Lehrgangs der Fachrichtung 62 (Smuts) auf der Marineversorgungs-
schule in List auf Sylt bekamen im Mai 1972 eine Mitteilung der Stammdienst- stelle der Marine (SDM): „Wir können uns für die Verwendung bei den Olympischen Spielen in München und Kiel bewerben“. Obwohl ich mich für den Einsatz in Mün- chen beworben hatte, eröffnete mir zwei Wochen später mein Kompaniechef: „Sie sind für Kiel ausgewählt worden.“ Ich war nicht wirklich glücklich, denn wir wussten, dass das gesamte Management in den Händen der 62er aus List liegen würde. Die Leitung, zwei Offiziere des Militär- fachlichen Dienstes, waren uns Bordfah- rern nicht wohl gesonnen, die vorgese- henen Küchenchefs, fünf Portepeeun- teroffiziere waren Schulpersonal ohne Borderfahrung. Die Führung in List hat noch versucht meine Kommandierung zu verhindern, die SDM aber blieb hart! Ich erhielt meinen Marschbefehl zur „Olym- pia Unterstützungsgruppe“, Standort Olympiazentrum Kiel-Schilksee. Zeitraum 01. Juli. bis 30. September 1972, anschlie- ßend die Versetzung auf den Zerstörer rommel.
Ich bemühte mich, Informationen über diesen besonderen Einsatz von meinem zukünftigen Vorgesetzten zu bekommen. Meine Fragen wurden ignoriert! Nach der Beförderung zum Bootsmann, dem Tra- gen der Uniform mit „Wäsche vorn“ hat mich ein Kamerad, der zum Marineflie- gergeschwader 5 in Kiel Holtenau ver- setzt war, in seinem Auto über den Hin- denburgdamm mitgenommen und nach Schilksee transportiert.
Durch Telefonate erfuhr ich den Namen eines Mitarbeiters, der für die Infrastruk- tur verantwortlich war. Der erste Mann, auf den ich treffe, ist der Richtige. Leo ist ein toller Typ, der mich bis zum Ende mei- ner Tage in Schilksee stets unterstützt hat. Ich frage nach einer Unterkunft. Er über- gibt mir den Schlüssel zu einem schon ver- kauften Apartment in den Unterkunfts- blöcken, die auch für das Marine-Perso- nal, Mitarbeiter des NOK und als „Olym- pisches Dorf“ dienen.
76 Stufen geht es hoch und dann stehe ich in meiner Unterkunft für die nächsten drei Monate. Ein großer Raum mit Fens- terfront und sensationellem Blick auf die Förde, das Marine-Ehrenmal in Laboe, das Hafenvorfeld und das Olympische Feuer, dessen Konstruktion noch läuft.
Mit Leo mache ich für den Folgetag einen Termin, um alle Räume, die von unserer Gruppe genutzt werden, zu übernehmen. Ich packe aus, richte mich ein und gehe am Abend in das einzige geöffnete Res- taurant.
Ein Hauptfeldwebel des Heeres setzt sich zu mir und stellt sich als „Olympia-Schirr- meister“ vor. Nach einem Bier nimmt er mich mit auf den Parkplatz hinter den Gebäuden. Seinen Parkplatz! Ein 10-t- MAN mit Koffer-Aufbau ist sein Büro, eine Tankstelle für Diesel und Benzin, und jede Menge Fahrzeuge. Von VW-Transporter über Busse, bis hin zur Opel-Sonderedi- tion „1900er Olympia“ in Gold-Lackierung und der Olympia-Schnecke auf den Türen. Ich bekomme einen Opel, der 600 km auf dem Tacho hat und ein besonderes Schild: dieses Kfz ist im Auftrag des IOC/ NOK im Einsatz und kann auf allen Flä- chen der Landeshauptstadt Kiel geparkt werden, und das mit Dienstsiegel und Unterschrift.
Von Leo bekomme ich die Einweisung für alle Räume, die für uns vorgesehen sind, mit Schlüsseln, ein Büro-Trakt, die WASA-Mehrzweckhalle mit allen Neben- räumen, die Küchenräume mit den Kühl- räumen und eine der großen Pkw-Gara-
Geschichte
Segler sammeln sich zur Windjammerparade im Kieler Scheerhafen
Leinen los! 10/2022 33
Fotos: Sammlung Fritz Häring


































































































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