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Maritime Sicherheitspolitik
Denkfabrik im Norden Sicherheitspolitik in Kiel made by ISPK
Jacob Wendorf *
Die Auseinandersetzung mit sicher- heitspolitischen Themen spielte in weiten Teilen der deutschen Öffent-
lichkeit bis zum Angriffskrieg Russ- lands auf die Ukraine in den vergange- nen Jahrzehnten seit der Wiedervereini- gung eine eher nebengeordnete Rolle. Auch politisch fokussierte man sich lie- ber auf das Auskosten der „Friedensdi- vidende“. Zuweilen beäugte man gar kri- tisch jene anderen westlichen Nationen, die – scheinbar gänzlich anachronistisch – noch immer in ihre nationale Sicherheit investierten anstatt sie für soziale Projekte zu verwenden. Umso größer war hierzu- lande im Februar 2022 der Schock über das „Erwachen in einer ganz anderen Welt“, obwohl doch spätestens 2014 die völkerrechtswidrige Annexion der Krim auch in Berlin ein leichtes Grübeln hätte auslösen müssen, ob ein Wehretat von (zu dem Zeitpunkt) 1,19 % des BIP und eine Personalstärke von 170 000 Soldaten für Europas größte Volkswirtschaft, ange- sichts zunehmend aggressiver auftreten- der autokratischer Staaten auch auf euro- päischem Boden, tatsächlich ausreichend sein kann.
Am Institut für Sicherheitspolitik (ISPK), das bereits seit 1983 der Christian-Al- brechts-Universität zu Kiel (CAU) ange-
gliedert ist, wurde die wissenschaftli- che Beschäftigung mit der Gewährleis- tung von Sicherheit als grundlegendster Aufgabe eines jeden Staates nie aus den Augen verloren. Das „An-Institut“ – unter jahrzehntelanger Leitung von Professor Dr. Joachim Krause – ist rechtlich eigen- ständig und seit 2015 als gemeinnützige GmbH organisiert. Es widmet sich vor- wiegend der sicherheitspolitischen For- schung und wird basisfinanziert von der privatrechtlichen, ebenfalls gemeinnüt- zigen Stiftung Wissenschaft und Demo- kratie (SWuD). Das ISPK genießt dadurch eine größtmögliche Unabhängigkeit und ist frei von politischer oder wirtschaftli- cher Einflussnahme. Zur Strukturierung seiner Arbeit spezialisiert sich das Institut, seit 2011 unter der Geschäftsführung von Dr. Stefan Hansen und inzwischen unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Sarah Kirchberger, auf die nachfolgen- den vier Themenfelder.
Maritime Strategien und Sicherheit
Als Institut zwischen Marinestützpunkt und Werften liegt das Forschungsfeld praktisch vor der Haustür. Die Wissen- schaftler unter der Leitung von Johannes
Johannes Peters, Leiter der Abteilung Maritime Strategie und Sicherheit, bei KISS 2023
Peters gehören zum führenden Kompe- tenzzentrum für Fragen globaler mariti- mer Strategie und Sicherheit in Kontinen- taleuropa und sind international neben den USA bis nach Lateinamerika und Aus- tralien vernetzt.
Dies zeigt sich auch in der Ausrichtung von etablierten Konferenz- und Work- shopformaten mit dem „Kiel Interna- tional Seapower Symposium“ (KISS) als Flaggschiff. KISS hat sich international zu einer der führenden maritim-sicherheits- politischen Konferenzen entwickelt. Der Schwerpunkt liegt auf den strategischen Herausforderungen an Seestreitkräfte im 21. Jahrhundert und den daraus abgelei- teten politischen und operativen Anfor- derungen. Weiterhin ist die Abteilung seit 2017 Mitbegründer des „Baltic Sea Strategy Forums“ (BSSF), welches sein Hauptaugenmerk speziell auf die Ost- see und ihre Entwicklung als militärstra- tegischen Raum legt. Spätestens seit den Anschlägen auf die Nordstream-Pipe- lines und die NATO-Beitritte Finnlands und Schwedens ist die Ostsee auch wie- der im sicherheitspolitischen Fokus einer breiteren Öffentlichkeit. Mit dem Format
Dr. Sebastian Bruns (2. v.r.) ist Wissenschaftler in der Abteilung Maritime Strategie und Sicherheit
14 Leinen los! 3/2025
Fotos: ISPK


































































































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