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leseprobe von
SECRETUM LIBELLUS
Er strich sich mit der Linken über sein Gesicht. Dann zog er entschuldigend die Schultern hoch. »Sorry, Anne, ich hatte keine Ahnung.«
Er wandte die Aufmerksamkeit jetzt seinem Begleiter, dem Vorgesetzten von Isabell Gehrman zu. »Es ist alles in bester Ordnung, Herr Meyer-Schänfelder. Ich bin mir sicher, dass es meine Schuld ist.« Er verzog sein Gesicht zu einem unbeholfenen Lächeln. »Isabell, oder Frau Doktor Gehrman, hatte wohl noch eine lange zurückliegende Rechnung mit mir zu begleichen, eine rein private. Ich kann Sie beruhigen. Das hat nichts mit meinem Mentoren-Programm zu tun. Im Gegenteil, vielleicht ist es sogar von Vorteil.«
Wieder zog er entschuldigend die Schultern in die Höhe und hielt seine Hände abwehrend vor sich.
In den letzten 25 Jahren hatte er viel, zu viel, gearbeitet. Stefan Wegener vermied es, erfolgreich, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Er blieb immer im Hintergrund. Eine Veranstaltung, wie diese am heutigen Abend, war nicht einmal die Ausnahme, die die Regel bestätigte. Es war das erste Mal seit 15 Jahren, dass er überhaupt unter Menschen ging.
Die kurzen Episoden, in denen er Verhältnisse zu anderen, zum schönen Geschlecht hatte, beschränkten sich auf ein Wochenende, wenn es besser lief, auf einen Urlaub. Dann schickte er die Frauen, mit sehr gebrochenem Herzen, wieder in die Wüste. In seinem Innersten hatte er Angst selber verletzt zu werden. Dazu kam, dass er ein ausgemachter Misanthrop war.
Herr Meyer-Schänfelder zog Stefan am Sakkoärmel raus aus dem Kriegsgebiet. Er zitterte am ganzen Leibe. Eine solche Szenerie hatte er noch nie erlebt. Panisch plapperte er auf seinen wichtigsten Sponsor ein und zerrte ihn hinterher.
Die Gespräche im Raum begannen wieder, nachdem keine neuen Entgleisungen zu erwarten waren. Der eine oder andere zückte sein Smartphone, verband sich mit den sozialen Netzwerken und stellte den Vorfall genüsslich ins Internet. (Ende der Leseprobe)
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Caterina di montebasso