Page 37 - Serviert das Magazin Heft 3
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Klarissa Klawitta
SECRETUM LIBELLUS
Die Abenteuer der Pummelfee
Pummelfee suchte nach dem Kompass. Wir hat- ten Glück und waren an der richtigen Stelle ge- landet! Für den Morgen stand uns ein Treffen mit einem Waldläufer bevor. Er hatte den Auf- trag uns in das kleine Dorf zu bringen, in dem das Hürdenspringen stattfand. Da wir ihn nicht kannten, konnten wir einzig hoffen, dass er uns fände. Vorerst wollten wir eine Mütze voll Schlaf nehmen. Der Rest würde sich am Morgen finden.
Pummelfee war nicht nur der Bademeister im Wald und sonst wo, sondern obendrein aktives Mitglied bei den "Sweet Porkies", einer Wild- schwein-Pfadfindergruppe. Dort hatte sie ein "eat-and-sleep" Wochenende absolviert. Der- art vorbereitet baute sie uns ein behagliches Moosbett. Wir schlüpften in unsere Schlafsäcke und Hintern an Hintern aneinandergekuschelt, schliefen wir erschöpft und müde ein.
Ich erwachte von den Rufen, dem Zwitschern und Schnattern der zahlreichen bunten Papa- und Mamageien. Leichter Frühnebel lag auf dem Wasser. Die Luft roch frisch und die ersten war- men Sonnenstrahlen versuchten ihr Glück.
Ich streckte mich, blinzelte in den Himmel; hach, da kam Urlaubsstimmung auf. Genießerisch gähnend kletterte ich aus meinem Schlafsack, derweil die Pummelfee ein Stück tiefer in ihrem versank. Faules Ding. Ich stupste sie an. Maulend erhob sie sich.
Eine spärliche Katzenwäsche später, die schicken Dschungelanzüge übergezogen, begrüßten wir den Tag. Eine leckere Tasse Kaffee (wenige Meter weiter präsentierte sich stolz ein Kaffeestrauch) — nebst ein paar belegten Broten — ließ uns zu- versichtlich nach vorne schauen. Die Pummel- fee sang lauthals italienische Schlagerlieder. Ich raufte mir innerlich die Haare. Italienisch klang irgendwie ... anders.
Dann, plötzlich, bekamen wir ein Gefühl, als ob irgendetwas uns beobachten würde. Wir warfen uns einen Blick zu, rückten vorsichtshalber ein wenig näher zusammen. Starrte jener Baum uns an? Fingen wir an, Gespenster zu sehen? Augen- blicklich riefen wir uns zur Ordnung. Wir waren keine Angsthasen. Lächerlich. Wir waren Wage- hälse, professionelle Abenteurer.
Wieder entspannter, schauten wir einer Boa con- strictor beim morgendlichen Nichtstun zu. Plötz- lich kam Bewegung in ebendiesen Baum. Vor uns stand eine Echse, ein Chamäleon. Durch die Tarnfarbe verschmolz es meisterhaft mit der Um- gebung.
Gegenwärtig eher streifig, da der Hintergrund nicht mehr einfarbig war. Stattlich gewachsen. Den Hut keck ins Genick geschoben. Der India- ner Jones unter den Chamäleons. Gut aussehend jedoch mit augenscheinlich mieser Laune.
Das war er, unser Dschungel-Führer, von dem Erfolg oder Misserfolg dieser Mission abhing. Wenn er uns nicht schleunigst ins Dorf der Grün-Pfeil-Giftfrösche brächte, würde der Wett- streit verloren sein.
Man sah ihm an, dass er nicht ernstlich gewillt war, sich mit uns abzugeben. Mit was hatte man ihn geködert? Vor allem: Wie lange standen wir schon unter seiner Beobachtung? Hatten wir zwischenzeitlich irgendetwas Peinliches getan?
Grübeln half nicht, er drängte uns, die Sachen zu packen und uns zu beeilen. Viel Zeit blieb nicht, da in nur wenigen Stunden ein Boot am Cau-Cau anlegen und uns mitnehmen würde.
Ich liebte Schiffsreisen. Mein Herz klopfte höher. Die Pummelfee pfiff munter ein Wanderlied. Ilse Werner, nimm dich in Acht.
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