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Fußball ist Frauensache
Im 21. Jahrhundert sollte man/frau davon ausgehen, dass je- Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen gehört zu den
der Mensch unabhängig von seinem Geschlecht die gleichen Top-Events des Jahres. 24 Nationalteams (um hier den Be-
Rechte hat. Auf dem Papier ist das zumindest in den meisten griff Mannschaft zu vermeiden, Frauschaft klingt auch nicht
westlichen Ländern wohl so, in der Praxis sind wir eher noch so toll) spielen ab 7. Juni in Frankreich um den Titel, der am
ein wenig davon entfernt. Der Sport ist ein guter Gradmes- 7. Juli in Lyon vergeben wird. Deutschland gehört wieder
ser für gesellschaftliche Veränderungen, manchmal auch zum erweiterten Favoritenkreis, ebenso wie Spanien wo der
als Auslöser derselben. Wenn ein Fußball-Superstar gegen Frauenfußball in jüngster Zeit einen gewaltigen Aufschwung
Rassismus auftritt, erreicht er damit viele Menschen, die erlebt. In Madrid wurde zuletzt beim Meisterschaftsspiel
sich sonst kaum mit dem Thema beschäftigen. Und wenn Atlético gegen Barcelona mit 60.739 Besuchern ein Zu-
Frauen in Sportarten erfolgreich sind, die als Männerdomä- schauer-Weltrekord aufgestellt. Auch vor den Fernsehgerä-
ne gelten, macht die Menschheit einen Schritt in Richtung ten verfolgen immer mehr Menschen die Spiele der Frauen,
Gleichberechtigung. nicht zufällig übertragen ARD und ZDF alle Spiele der WM
aus Frankreich.
Die Favoritinnen:
Frankreich will als Gastgeber endlich einen bedeutenden England hat bisher keinen Titel gewonnen, war jedoch
Titel holen. Olympique de Lyon hat zuletzt dreimal in Folge mehrmals knapp daran.
die UEFA Women´s Champions League gewonnen, mit ein
Grund, das Endspiel der WM in dieser Stadt auszutragen. Schweden hat bereits einige Erfolge zu verzeichnen, sie lie-
gen jedoch schon lange zurück, sieht man von der Silberme-
Deutschland war schon zweimal Weltmeister (2003 und daille 2016 bei Olympia in Brasilien ab.
2007) und rechnet sich auch diesmal gute Chancen aus. Zu-
letzt gab es bei den Olympischen Spielen in Brasilien Gold Norwegen zählt wie Schweden zu den skandinavischen
für die deutschen Kickerinnen, die immer zu den Favoriten Teams, die eine Vorreiterrolle im Frauenfußball gespielt ha-
gehören. ben. Allerdings müssen die Nordländer auf ihre beste Spie-
lerin verzichten: Ada Hegerberg, 23 Jahre junge Ballon d‘Or
Spanien hat international zwar noch nichts gewonnen, die Gewinnerin und mit Olympique de Lyon dreimal Champions
Qualifikation für die Endphase der WM allerdings als erstes League Siegerin, wird nicht an der WM teilnehmen. Seit
Team geschafft und dabei alle Spiele gewonnen. 2017 verzichtet sie auf das Nationalteam um auf die Lohn-
diskriminierung aufmerksam zu machen.
Brasilien ist das Land mit dem schönen Fußball und dem
naturgegebenen Talent, das auch den Frauen in die Wiege Wie uns Ada Hegerberg vor Augen führt, ist doch noch ein
gelegt ist, wie sich herausstellt. Es wird das letzte große Tur- weiter Weg zu gehen, bis Frauen und Männer finanziell
nier der Weltfußballerin Marta sein, die sich mit einem Titel gleichberechtigt dem runden Leder nachjagen können. Die
verabschieden will. Weltmeisterschaft in Frankreich könnte dabei ein wichtiger
Schritt in die Zukunft sein.
Japan hat die WM 2011 gewonnen, nicht zuletzt weil der
Frauenfußball in Fernost nicht so im Schatten der Männer
steht wie bis vor Kurzem in vielen westlichen Ländern.
Holland hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte
gemacht, 2017 Europameisterinnen gewannen die Oranjes
im Vorjahr auch den prestigeträchtigen Algarve-Cup.
USA ist als Rekord-Weltmeister im Favoritenkreis zu fin-
den, auch weil die Amis als Weltmeister von 2015 den Titel
verteidigen wollen.
38 Ausgabe 114 Juni 2019
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