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2000 Tonnen Azoren-Fisch kommen hier pro Jahr in die Dose. Ein Fisch passt in
                    sechs bis zehn Konserven, denn nur 40 Prozent seiner Masse bleibt am Ende dieses
                    Prozesses erhalten. 6o Prozent, Gräten, Kopf, Schwanz, werden zu Fischmehl verar-
                                                          beitet.

                    Was alles so selbstverständlich und einfach klingt, ist ein Nischenmarkt. Weltweit
                    werden nur vier Prozent des gesamten Fischfangs mit der Angel gefangen. Auch auf
                            den Azoren habe sich diese Fangmethode erst durch zurückgekehrte
                    US-Immigranten in den 1930er- bis 1960er-Jahren etabliert, erklärt Miguel Machete.









































                    Der Meeresbiologe vom unabhängigen, regionalen Meeresforschungsinstitut Popa in
                    Horta begleitet die Fischerei wissenschaftlich. „Für 21 Kilo Fang“, sagt der 46-Jährige,
                    „wird bei Pole and Line nur ein Kilo Beutefisch benötigt.“ Ökologisch ein krasser
                       Vorteil auch vor der Aquakultur, aus der weltweit inzwischen jeder zweite Fisch
                       stammt. Denn hier wird bei der Produktion von Raubfischen ein Vielfaches an
                            Futterfisch benötigt. Wie auch in den schwimmenden Gehegen von
                    Thunfisch-Ranches, in denen gefangener Blauflossen-Thun wie Vieh bis zur
                       Schlachtreife gemästet wird. Deren Fleisch würde Charles Redfern nie in seine
                                            Produktpalette aufnehmen, sagt er.


                       Redfern kommt nun auf die seit dem vergangenem Jahr laufende Netflix-Doku
                    “Seaspiracy” zu sprechen, die hat ihn ziemlich aufgewühlt. „Well“, sagt er, da gebe es
                         schockierende Wahrheiten zu sehen. Wie mächtige Konzerne mit massiven
                    staatlichen Subventionen Todesfabriken unterhalten. Wie ihre riesigen Fangflotten
                    mit Schleppnetzen den Meeresboden verwüsten. Wie industrielle Fischfabriken per
                    Echolot, Radar und Hubschraubern ganze Schwärme von Thunfischen aufspüren,
                       wie Treibnetze, groß wie Kathedralen, ganze Population bedrohen. Als Beifang
                       Tonnen Haie, Delphine und selbst Wale töten. Die industrielle Fischerei sei das
                                   Problem, sagt Redfern. „Wir sind es bestimmt nicht.“
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