Page 142 - Untergegangene Völker
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den, anstelle von Allah dem Kaiser oder einem antireligiösen System
Folge zu leisten, sahen dies nicht ein und sagten:
... "Unser Herr ist der Herr der Himmel und der Erde. Niemals rufen
wir außer Ihm einen (anderen) Gott an. Wahrlich wir würden sonst
etwas Unsinniges von uns geben.
Dieses Volk von uns hat sich andere Götter neben Ihm erwählt, ohne
dass sie dafür einen klaren Beweis beibringen. Wer aber ist sündiger,
als wer über Allah Falsches ausheckt? (Sure al-Kahf: 14-15)
Über den Ort, an dem die Siebenschläfer gelebt haben, gibt es ver-
schiedene Auffassungen. Ephesus und Tarsus kommen in Frage.
Fast alle christlichen Quellen sind der Meinung, dass die Höhle der
Jünger sich in Ephesus befindet. Auch einige Islamwissenschaftler und
Qurankommentatoren teilen diese Meinung. Andere versuchen zu bewei-
sen, dass sich die Höhle der Siebenschläfer in Tarsus befand. Wir werden
hier beiden Möglichkeiten nachgehen. All diese Forscher und Kommen-
tatoren stimmen darin überein, dass sich die Geschichte in der Zeit des
römischen Kaisers Decius (oder Decianus), etwa 250 n.Chr. ereignet hat.
Decius und Nero sind die römischen Kaiser, die die Christen am
schlimmsten tyrannisiert haben. In der kurzen Periode, in der Decius an
der Macht war, hat er ein Gesetz erlassen, das alle Untertanen verpflich-
tete, den römischen Göttern zu opfern. Die Erfüllung dieser Opferpflicht
als Götzendienst musste schriftlich belegt und auf Verlangen den
Staatsbeamten vorgezeigt werden. Wer sich dem Gesetz nicht fügte,
erwartete die Todesstrafe. Die christlichen Quellen besagen, dass ein
erheblicher Teil der Christen diesen Götzendienst zu vermeiden suchte,
indem sie "von einer Stadt in die andere" flüchteten oder sich an gehei-
men Zufluchtsorten versteckten. Die Siebenschläfer sind höchstwahr-
scheinlich eine rechtschaffene Gruppe unter diesen Christen.
Das Geschehnis ist von christlichen und muslimischen Historikern
und Kommentatoren im geschichtlichen Stil erzählt und infolge zahlrei-
cher erfundener und hinzugefügter Berichte in eine Sage umgewandelt
worden. Doch das Ereignis ist und bleibt eine historische Tatsache.