Page 22 - Aufruf zur Islamischen Union
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heute befindet. Denn zutreffende Feststellungen legen den
Ansatzpunkt der zu ergreifenden Strategie fest und gewährleisten
die Wirksamkeit der zu ergreifenden Massnahmen.
Die Islamische Kultur, die von den drei großen Reichen der
Osmanen, Safawiden und Mogulen im 16. und 17. Jahrhundert ver-
treten wurde, war die vorherrschende Kraft in Asien und Afrika. In
Indien gab es das Mogulenreich und in Persien herrschte die safa-
widische Dynastie. Das größte Reich war das osmanische, dessen
Herrschaftsgebiet vom Balkan und der griechischen Halbinsel über
Anatolien, Mesopotamien der arabischen Halbinsel bis nach
Nordafrika reichte. Die Islamische Herrschaft wurde jedoch zuneh-
mend schwächer. Im 18. Jahrhundert zerfiel zunächst das
Mogulreich, damit begann für die Muslime Südasiens ein
Neuanfang; Der indische Subkontinent fiel unter englische
Kolonialherrschaft. Indochina, das heutige Vietnam, wurde von den
Franzosen kolonisiert. Die Nachfolger des safawidischen Reiches,
die Dynastie der Katscharen, existierte bis in die 1920er Jahre, hatte
ihre Autorität jedoch schon lange zuvor verloren. Sie fiel unter eng-
lische und russische Herrschaft. Gleichzeitig wurde das osmanische
Reich, das über 600 Jahre lang die einflußreichste Kraft in der
Region gewesen war, durch ständige Gebietsverluste immer schwä-
cher und zerfiel vollständig nach dem 1. Weltkrieg.
Der Niedergang des osmanischen Reiches führte vor allem im
Mittleren Osten und auf der arabischen Halbinsel zu historischen
Veränderungen in den Islamischen Gebieten. Die Nationalstaaten,
die von ausländischen Mächten gegründet wurden, waren der
Ausgangspunkt für Unruhe und Spannungen in dieser Region, die
das gesamte 20. Jahrhundert andauerten. In der Islamischen Welt
mit ihrer tief verwurzelten Kultur begann eine Phase der
Abkapselung. Muslime wurden nicht nur im Mittleren Osten, son-
dern auch in Nordafrika und Südasien von den Kolonialmächten
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