Page 91 - Aufruf zur Islamischen Union
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rückerobert. Die interessanteste Seite an Saladin und der unter sei-
ner Vorherrschaft gegründeten Islamischen Einheit war die
Befolgung der Quranische Tugenden Gerechtigkeit, Mäßigung und
Friedfertigkeit. Saladin ist im allgemeinen für den militärischen Sieg
bekannt, den er gegen die Kreuzritter gewann; eine weitere augen-
fällige Eigenschaft ist sein in höchstem Maße gerechtes und verzei-
hendes Verhalten sowohl gegenüber den Kreuzrittern wie auch an-
deren Christen gegenüber. Trotz der außerordentlich ungerechten
Behandlung der Muslime durch die Kreuzritter übte Saladin keine
Rache, und bei der Eroberung Jerusalems wurde den Christen der
Stadt kein Leid zugefügt. Ein weiterer Aspekt Saladin’s ist, daß er
die Radikalen in den eigenen Reihen zügelte. Als der englische
König Richard ("Löwenherz") während des dritten Kreuzzuges 3000
Muslime in der Burg Akkra hinrichten liess, dürsteten einige nach
Rache und wollten eine Massenhinrichtung der christlichen
Gemeinde der Stadt Jaffa (heute Tel Aviv). Saladin bemühte sich er-
folgreich darum, diese radikalen Strömungen in seinem Heer zu
bremsen, zu besänftigen und die Sicherheit der Christen in Jaffa zu
gewährleisten.
Schließlich gelang es Saladin, den Heiligen Stätten Frieden zu
bringen. Am 28. August 1192 unterzeichneten die Kreuzritter und
die Muslime einen Friedensvertrag. Daraufhin erwies Saladin den
Heerführern der Kreuzritter, die Tausende von Muslimen getötet
hatten, eine große Ehre und lud sie als seine persönlichen Gäste
nach Jerusalem ein. Die Heerführer der Kreuzritter waren ange-
sichts dieser Fähigkeit zu Vergebung, Toleranz und Gerechtigkeit
nicht in der Lage, ihre Bewunderung zu verbergen. Als Saladin ei-
nes Tages erfuhr, das der englische König Richard krank war,
schickte er ihm seinen eigenen Leibarzt und liess Schnee herbei-
schaffen, um dessen Fieber zu lindern. Seine auf dem Quran grün-
dende grosse Moral machte Saladin auch in Europa zur Legende.
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