Page 99 - Der Prophet Joseph
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Harun Yahya (Adnan Oktar)





                 Die Brüder glaubten also wirklich, ihr kleiner Bruder habe ge-
            stohlen. Doch das war ein großer Fehler ihrerseits. Sie hätten wissen
            müssen, daß ein Gläubiger so etwas nie tun würde; Sie hätten nur das
            Beste von ihrem Bruder denken dürfen und annehmen müssen, es
            müsse sich um einen Irrtum handeln. Tatsächlich verhielt sich Jakob

            genau so, wie man es von einem Gläubigen erwartet hätte. Er zog
            nicht einmal die Möglichkeit in Betracht, sein Sohn könnte ein Dieb
            sein, denn er wußte, daß er ein Gläubiger war, der Gott fürchtete.
            Außerdem wußte er, daß die Moral seiner anderen Söhne, weit von
            der Moral der Religion abwich, und so traute er ihnen nicht, sondern
            nahm an, daß ihr skrupelloses Handeln schuld war, daß sie ihn be-
            wußt täuschten. Die Unterwerfung des Propheten Jakob unter den

            Willen Gottes ist ein weiteres Beispiel für die aufrechte Haltung, die
            einem Gläubigen ansteht. Obwohl er wußte, daß das, was seinem
            Sohn geschehen war, auf einem Irrtum beruhen mußte, wandte er
            sich sofort Gott zu und suchte Seine Hilfe. Er übte sich in Geduld und
            verlor nie die Hoffnung. Er hoffte sogar, Gott werde ihn schon bald

            wieder mit seinen beiden Söhnen vereinen.
                 Zu glauben, daß in jedem Ereignis etwas Gutes steckt, ist eine
            charakteristische Eigenschaft der Gläubigen. Es war etwas Gutes
            darin, daß die Brüder glaubten, der jüngste habe den Kelch gestohlen,
            denn so ließen den jüngsten Bruder in Ägypten zurück, ohne Joseph
            Schwierigkeiten zu bereiten.
                 Jakob kannte das Geheimnis, daß Gott alles zum Besten für die

            Gläubigen erschaffen hat. Das Beeindruckendste an seiner Haltung ist
            denn auch die Tatsache, daß er die Ereignisse niemals mit materiellen
            Ursachen in Verbindung brachte. Er dachte nicht in der abergläubi-
            schen Logik von Ursache und Wirkung, und er wußte, daß letzten
            Endes alles unter Gott’s Kontrolle steht. Das Beispiel zeigt, daß die

            Gläubigen ihre Hoffnung in Gott niemals aufgeben dürfen, ganz





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