Page 184 - Das Globale Freimaurertum
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Das globale
fre›maurertum
All das jedoch stieß auf erbitterten Widerstand in den katholischen
Bevölkerungskreisen, was Bismarck zu einem taktischen Rückzug zwang.
Er ignorierte fortan die Ratschläge der Nationalliberalen, die ihn zu dieser
Kampagne getrieben hatten, und fuhr den “Kulturkampf” immer weiter
herunter, bis er ihn schließlich ganz einstellte. Er endete schließlich in ei-
ner allgemeinen Diskriminierung gläubiger deutscher Katholiken und ei-
ner Verschlechterung der sozialen Lage. Viele Historiker sind heute der
Auffassung, dass der “Kulturkampf” ein Fiasko war, das das soziale
Gefüge in Deutschland durcheinanderbrachte. Seine Auswirkungen reich-
ten bis nach Österreich, Belgien, Holland und in die Schweiz und verur-
sachten auch dort große soziale Spannungen. Interessant ist die Rolle, die
freimaurerische Intellektuelle dabei spielten, die Bismarck in dieses Fiasko
gestürzt hatten. In der Katholischen Ezyklopädie heißt es dazu:
Aber sie (die Freimaurer) unterstützten mit Sicherheit alle Bestrebungen,
um Preußen allmählich zum führendes Staat in Deutschland zu machen,
weil sie Preußen als “Repräsentanten und Schutzmacht der modernen
Evolution” gegen “Ultramontanismus”, “Bigotterie” und “päpstlicher
Usurpation” betrachteten. Sie haben auch den Kulturkampf entfacht. Der
damals gefeierte Jurist und Freimaurer, Großmeister Bluntschli, war bei al-
ledem einer der größten Agitatoren, der später auch den Kulturkampf in der
Schweiz initiierte … Deutsche Freimaurer setzten unablässig ihre
Bemühungen fort, um entscheidenden Einfluss zu gewinnen auf das ganze
Leben der Nation in Übereinstimmung mit ihren freimaurerischen
Prinzipien und einem einhergehenden “stummen” Kulturkampf. Ihre wich-
tigsten Mittel sind dabei Volksbibliotheken, Konferenzen, die Nutzung von
Verwandtschaftsbeziehungen und Institutionen, notfalls die Gründung von
neuen Institutionen. Auf diese Weise wollen sie den Geist des
Freimaurertums innerhalb der Nation verbreiten. 130
Das bedeutet, dass trotz des offiziellen Abbruches des
Kulturkampfes durch Bismarck er von den Freimaurern weitergeführt
wurde als eine antireligiöse Kampagne im gesamtgesellschaftlichen
Maßstab. Die bittere Ernte wurde in den 1920er Jahren eingefahren, als
DKE