Page 275 - Für denkende Menschen
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ereiht in einer Reihenfolge von Geschehnissen. Die Erinnerungen aus dieser
Reihenfolge werden von uns als “vorher” und “nachher” eingeordnet.
Aus diesem Grund gibt es für das Individuum eine Ich-Zeit oder eine subjek-
tive Zeit. Diese Zeit kann nicht in ihm gemessen werden. Zwischen den
Geschehnissen und den Zahlen kann ich so eine Verbindung darstellen, dass
eine große Zahl nicht mit einem vergangenen Geschehnis, sondern mit einem
bevorstehenden verbunden ist”. 35
Einstein hat, nach Barnetts Aussagen, gezeigt, dass das Weltall und die Zeit
auch Empfindungsarten sind. Auch sie können nicht vom Unterbewusstsein
getrennt werden; genau wie die Farben, Form und Größe”. 36
Weil die Zeit nur aus Wahrnehmungen besteht, ist sie vom Wahrnehmenden
abhängig, also ist sie ein relativer Begriff.
Die Geschwindigkeit des Zeitablaufs ändert sich je nach den Referenzen,
mit denen wir unsere Vergleiche anstellen. Denn im Körper des Menschen
befindet sich keine Uhr, die den Zeitablauf in absoluter Genauigkeit anzeigt. So
wie Lincoln Barnett beschreibt, Wenn es keine Augen gibt, die die Farben bes-
timmen, dann gibt es auch keine Farben. Genauso sind der Moment, die
Stunde oder der Tag ein “Nichts”, wenn es kein Ereignis gibt welches die Zeit
anzeigt. Die Relativität der Zeit erlebt man sehr deutlich im Traum. Auch wenn
wir das Gefühl haben, dass die Ereignisse im Traum Stunden gedauert haben,
hat alles in Wirklichkeit nur ein paar Minuten oder sogar nur ein paar
Sekunden gedauert. 37
Um das leichter zu verstehen, stellen wir uns vor, wir säßen in einem
speziell hergerichtetem Zimmer, welches nur ein Fenster hat und verbringen
darin einige Zeit. Im Zimmer soll auch eine Uhr sein, die uns die Zeit angibt.
Gleichzeitig sollen wir durch das Fenster sehen können, wie die Sonne in bes-
timmten Abständen auf- und untergeht. Nach ein paar Tagen werden wir
gefragt, wie lange wir dort geweilt haben. Unsere Antwort wird die Information
sein, die wir daraus gezogen haben, den Sonnenauf- und -untergang
beobachtet und auf die Uhr geschaut zu haben. Angenommen, wir hätten
berechnet, dort drei Tage verbracht zu haben. Wenn derjenige, der uns in
dieses Zimmer gebracht hat, kommt und sagt “Du hast in diesem Zimmer nur
zwei Tage verbracht; der Sonnenauf- und -untergang war künstlich und die Uhr
wurde absichtlich schneller eingestellt”, dann haben alle unsere Berechnungen
keinen Wert mehr.
Dieses Beispiel zeigt uns, dass unser Wissen über die Geschwindigkeit des
Zeitablaufs nur von den Referenzen der wahrnehmenden Person abhängig ist.
Die Relativität der Zeit ist eine wissenschaftlich bewiesene, konkrete
Wahrheit. Die allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein legt offen
Die wahre Essenz der Materie 273