Page 17 - Bund der Steuerzahler in Bayern - Chronik 70 Jahre
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 1949                                                    2002                                                   2019


 Joachim Holz, diegestalten.com



















 Die „rollende Plakatwand“

 Die Protest-Linie „MIR REICHT’S“

 „Steuererhöhungen sind der
 der jetzigen konjunkturellen
 Situation ökonomisch
 unsinnig.“ Das sagte Kanzler
 Zum Jahreswechsel 2002/2003 waren die   rung legte der Bund der Steuerzahler den   Gerhard Schröder 2002
 unmittelbar vor der
 finanzpolitischen Zeichen der rot-grünen   Abgeordneten dar, dass das Gesetz in dieser   Bundestagswahl. Nach der
 Bundesregierung wenig rosig. Es herrschte   Form nicht in Kraft treten dürfe, denn es be-  Wahl wollte er Steuer-
 erhöhungen. Ein großes
 ein Reformstau, die Neuverschuldung sollte   inhalte massive Steuererhöhungen für Bür-  Plakat Unter den Linden in
 weiter anwachsen. Zugleich sollte die Steu-  ger und Betriebe. Für den Weg zur Anhö-  Berlin erinnerte an seine
 er- und Abgabenlast unter dem Deckman-  rung nahmen die Vertreter des BdSt den ro-  Worte und forderte
 tel des Abbaus von Steuervergünstigungen   ten Protestbus und schafften es so, dass die   Gerhard Schröder auf,
 Wort zu halten.
 massiv steigen. Der Bund der Steuerzahler   Aktion des BdSt auch auf den Fluren des
 setzte sich für einen grundlegenden Wan-  Bundestages diskutiert wurde. Parallel star-
 del in der Finanz- und Haushaltspolitik des   tete der BdSt eine Unterschriftensamm-
 Bundes ein. Er war überzeugt: Höhere Steu-  lung, mit der Bürger und Betriebe die Abge-
 ern und Sozialbeiträge sind kontraproduk-  ordneten des Bundestages aufforderten, ge-
 tiv für Wirtschaftswachstum und Beschäfti-  gen Steuer- und Abgabenerhöhungen zu
 gung. Die Neuverschuldung ist der falsche   stimmen und Einsparungen im Bundes-
 Weg, Einsparungen im Bundeshaushalt   haushalt zu verlangen. Auch reichten Mit-
 notwendig.   glieder und Unterstützer Protestkarten bei
 den Staatskanzleien der Bundesländer ein.
 So startete der Bund der Steuerzahler zu Be-  Mit Erfolg: Im März des Jahres 2003 stoppte
 ginn des Jahres 2003 die Steuerzahlerpro-  der Bundesrat das sogenannte „Steuerver-
 testlinie „MIR REICHT’S“. Die Busse fuhren   günstigungsabbaugesetz“.
 für einige Wochen durchs politische Berlin
 und luden Passanten ein, mitzufahren.   Auch den Vorschlag des damaligen Bundes-
 Auch TV-Teams und Journalisten machten   wirtschaftsministers Wolfgang Clement
 mit der roten Protest-Linie eine Tour durch   (SPD), die Neuverschuldung zu erhöhen,
 Berlin und kamen währenddessen mit Ver-  lehnte der BdSt ab. Mit Erfolg, denn Bundes-
 tretern des Bundes der Steuerzahler ins    kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Finanz-
 Gespräch über notwendige Reformen im   minister Hans Eichel (SPD) lehnten eine Er-
 Bereich der Steuer- und Finanzpolitik.    höhung der Neuverschuldung ebenfalls ab.
 Während der Aktion und dem steigenden   Auch die Idee, die Mehrwertsteuer um zwei
 Bekanntheitsgrad kamen immer mehr    Prozentpunkte anzuheben, um bei den Sozi-
 Bürger, um den Protest des BdSt zu unter-  alversicherungsbeiträgen einen Freibetrag
 stützen und mit „der rollenden Plakatwand“   einzuführen, wehrte der BdSt erfolgreich ab.
 zu fahren.    Rückblickend lässt sich resümieren, der Pro-
 test des Bundes der Steuerzahler war richtig
 Den Protest-Bus gab es auch für den
 Zu Jahresbeginn fand auch die Anhörung   und hat sich gelohnt. Steuererhöhungen   Schreibtisch. Als Miniaturmodell war die
 im Finanzausschuss zum „Steuervergünsti-  konnten verhindert werden, notwendige   rollende Plakatwand sehr beliebt und ziert
 gungsabbaugesetz“ statt. In dieser Anhö-  Reformen wurden eingeleitet. JB  noch heute einige Büros.



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