Page 20 - Bund der Steuerzahler in Bayern - Chronik 70 Jahre
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1949                                                                                                                                                                                     2006                                      2019





                                                                                                                                 BdSt Hessen e.V.




        BdSt Schleswig-Holstein


        Rote Karte für Steuererhöhungen




                                                                                                                                                                                                                                       BdSt Hessen e.V.

        Am 13. Juni 2006 überreicht der damalige   Als am 16. Juni 2006 die Abstimmung über   diesem Umfang gar nicht notwendig ist.
        Präsident des Bundes der Steuerzahler   die Steuererhöhung im Bundesrat ansteht,   Denn konjunkturbedingt stiegen die
        Schleswig-Holstein, Dr. Hartmut Borchert   ist der Bund der Steuerzahler  mit einer   Staatseinnahmen stärker als erwartet. Und   Ulrich Fried, Vorsitzender des BdSt Hessen, im April 2006 mit dem
        vor dem Gästehaus der Landesregierung in   Protestwagen-Kolonne präsent. Unsere   entgegen der Politiker-Behauptungen gab   damaligen FDP-Fraktionschef im Hessischen Landtag und späteren
        Kiel die symbolische Rote Karte für Steuer-  Kampagnenmobile kreisen durch das Berli-  es durchaus erhebliche Einsparpotentiale   stellvertretenden Ministerpräsidenten, Jörg-Uwe Hahn.
        erhöhungen an den seinerzeitigen Minis-  ner Regierungsviertel. Der Hessische Minis-  in den öffentlichen Haushalten. Mit diesen
        terpräsidenten von Schleswig-Holstein,    terpräsident, Roland Koch, kommt nicht   Argumenten konnten wir allein in Schles-
        Peter Harry Carstensen (CDU). Im Hinter-  umhin, in seiner Bundesratsrede die BdSt-  wig-Holstein über 14.000 Unterschriften
        grund steht ein fahrbares Großplakat, mit   Protestaktion ausdrücklich zu erwähnen.   gegen den beispiellosen Belastungsanstieg
        dem unsere Kampagne unterstützt wurde.                                  sammeln.                                          Am 13. Juli 2006 stand das Protestmobil vor der Hessischen Staatskanzlei und
        Die Aktion findet großes Interesse bei den   Zum Hintergrund: Die am 22. November                                        forderte den damaligen Ministerpräsidenten Roland Koch auf, gegen die Steu-
                                                                                                                                 ererhöhungen zu stimmen. Vor dem Wagen sind die hessischen BdSt-Referen-
        Medien. Alle Radio- und Fernsehanstalten   2005 gebildete Große Koalition in Berlin zwi-  Höhepunkt der Aktion war die Überrei-  ten Clemens Knobloch, Hartmut Schaad und Martin Frömel zu sehen.
        sowie die Zeitungen im Lande berichten   schen CDU und SPD mit der Bundeskanzle-  chung von symbolischen „Roten Karten“
        über die öffentlichkeitswirksame Aktion.   rin Angela Merkel hatte sich vorgenommen,   an die Ministerpräsidenten. Denn die
                                            die große Parlamentsmehrheit auch für un-  Mehrheit der Großen Koalition im Bundes-
        Parallel finden in allen Landeshauptstäd-  populäre Maßnahmen zu nutzen. Unter an-  tag war so gewaltig, dass die Regierungs-
        ten ähnliche Aktionen statt. Die Protest-  derem wollte man die Haushaltsdefizite ein-  pläne hier problemlos durchgingen. Die
        mobile kreisen durch die Innenstädte und   dämmen, um die Staatsverschuldung nicht   Verhältnisse im Bundesrat waren anders:                                                                                                   Joachim Holz, www.diegestalten.com
        sprechen den jeweiligen Ministerpräsiden-  weiter ansteigen zu lassen. Doch statt den   Deshalb hofften wir hier auf Einsicht und
        ten explizit an. In zahlreichen Fußgänger-  Bundeshaushalt auf der Ausgabenseite   mehr Vernunft. Doch leider vergeblich:
        zonen werden Unterschriften gegen die    durch konsequente Einsparbemühungen zu   Zwar nahm Peter Harry Carstensen die
        geplante Steuererhöhung gesammelt.    sanieren, einigte man sich auf massive Steu-  Rote Karte verständnisvoll entgegen, er-
        Im Anschluss beginnt die große Sternfahrt.   ererhöhungen. Bestärkt wurden diese Pläne   klärte aber gleichzeitig, für die Steuererhö-
        Aus allen Landeshauptstädten fahren die   noch durch eine schlechter als erwartet aus-  hung stimmen zu wollen. Und so kam es
        Wagen mit den Großplakaten nach Berlin.   fallende Steuerschätzung im März 2006.   zu dem Belastungsanstieg für alle Bürger.

                                                           Größter Brocken war   Dennoch war unsere Kampagne erfolg-
                              BdSt Schleswig-Holstein e.V.
                                                           die Anhebung der Um-  reich! Denn im weiteren Verlauf der Legis-
                                                           satzsteuer: Sie sollte   laturperiode zeigte sich, dass unsere Vor-
                                                           von 16 auf 19 Prozent   hersagen richtig waren. Die Steuern stie-
                                                           steigen. Im Gegenzug   gen stärker als behauptet. Und so wurden
                                                           war eine Entlastung bei   weitere Pläne zur Anhebung der Unterneh-
                                                           den Lohnnebenkosten   mens- und Einkommensteuer wieder ge-
                                                           durch sinkende Arbeits-  kippt. Der öffentliche Protest war zu groß
                                                           losenbeiträge vorgese-  geworden. Und aus den umfangreichen
                                                           hen. Der Bund der    Diskussionen in der Bevölkerung und in
                                                           Steuerzahler rechnete   den Medien entwickelte sich die Schulden-
                                                           schnell aus, dass es sich   bremse im Grundgesetz. In wirtschaftli-
                                                           bei dieser Steueranhe-  chen Normallagen dürfen Bund und Län-
                                                           bung um den größten   der jetzt keine Schulden zur Finanzierung
                                                           Belastungsanstieg seit   der öffentlichen Ausgaben mehr aufneh-
                                                           1949 handelte und or-  men. Die Kampagne mit großer Unterstüt-
                                                           ganisierte Protest. Wir   zung unserer Mitglieder und vieler weite-
        Rote Karte: Eine solche Rote Karte für Steuererhöhungen erhielt nicht nur Pe-
        ter Harry Carstensen, damaliger Ministerpräsident aus Schleswig-Holstein,   konnten belegen, dass   rer Bürger in Deutschland hat sich also
        sondern auch alle weiteren Ministerpräsidenten in Deutschland.  ein Steueranstieg in   gelohnt! RK



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        20 Aktionen und Kampagnen                                                             70 Jahre | BdSt Deutschland e. V.  70 Jahre | BdSt Deutschland e. V.                                                                    21
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