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E N T D E C K E N
NACHTS im tegut
Wenn abends im tegut… die Lichter ausgehen, wird es still in
den Gängen. Dafür umso lebhafter in den Regalen. Endlich
können sich die Lebensmittel ungestört unterhalten. Zum
Beispiel über die Sitzordnung im Kühlschrank.
Es klirrt im tegut… Kühlregal.
Die MILCH ruft empört: Also, sag mal, was machst du
denn da auf meinem Platz?
Der SEKT: Der Tag geht doch gleich los – ein Grund, zu
feiern! Da will ich mich schon mal kalt stellen.
Der KAFFEE: Morgens trinkt man doch keinen Sekt,
sondern Kaffee!
Der SEKT: Also, meine Cousine war neulich morgens
bei einem Brunch und da …
Die KARTOFFEL unterbricht neugierig: Was ist denn
überhaupt los?
Die MILCH: Die Flasche hat sich einfach auf meinen
Platz gestellt!
Die TOMATE fragt: Und wo genau ist der?
Die MILCH: Hier im tegut… Kühlregal: ganz vorne.
Und bei den Leuten zu Hause: auch vorne, in der Kühl-
schranktür. So bin ich immer schnell zur Hand! Das
weiß doch jeder!
Die TOMATE: Woher soll ich das wissen? Ich betrete
keinen Kühlschrank, da ist mir viel zu kalt. Ich bin da
sehr empfindlich.
Der SENF: Kann ich bestätigen, ich bin nämlich IMMER
im Kühlschrank, auch in der Tür.
Der SEKT zum SENF: Ja, und zwar jaaahrelang.
Der SENF: Eigentlich nur sechs Monate. So lang bin ich
geöffnet offiziell haltbar. Es halten sich jedoch Gerüchte
über Senfgläser in Studenten-WGs, die noch ein
D-Mark-Preisschild tragen.
Die AVOCADO: Beneidenswert.
Der SEKT, etwas schnippisch: Kann nicht jeder stehen,
wo er will? Ist doch netter, immer mal den Platz zu wechseln
wie auf ’ner Party … Da gibt’s ja wohl keine Regel!
Der KOHLKOPF: Genau genommen: doch. Jedenfalls,
wenn man will, dass Lebensmittel lange haltbar
bleiben. Obst und Gemüse kommen nach ganz
unten. Darüber Wurst, Fisch und Fleisch,
dann Joghurt, Käse und Milchprodukte.
Nach ganz oben kommen Selbstge-
kochtes und Reste.
Die MILCH: Und in die Tür?
Der KOHLKOPF: In die Tür kommt Milch …
Die MILCH ruft zufrieden: HA!
Der KOHLKOPF fährt fort: … und weitere Getränke …
Der SEKT: HA!
Der KOHLKOPF: … Eier, Saucen – und Senf.
Der SENF: HAAA!
Die KARTOFFEL zum KOHLKOPF: Woher weißt du
das denn alles?!
Der KOHLKOPF: Bin halt ein schlauer Kopf.
Die KARTOFFEL bewundernd: Wooow!
Der KOHLKOPF zur KARTOFFEL: Quatsch, ich hab nur
gehört, wie die Frau Vonderau das dem Herrn Röbig erklärt
hat. Weil der seine angebrochene Marmelade nie in den
Kühlschrank stellt und jede Woche eine neue kaufen muss.
Aber schlau bin ich trotzdem.
Die MILCH: So, kann ich jetzt endlich wieder auf
meinen Platz?
Der SEKT, etwas betrübt: Und wann feiern wir dann?
Der KOHLKOPF: Na, zum Feierabend – wie der Name
schon sagt!
Die MILCH versöhnlich zum SEKT: Ich rück dann auch
ein Stückchen.
Der SEKT grinsend: Oder ein Schlückchen.
Da müssen alle kurz kichern. Und dann herrscht
wieder Stille im tegut… Markt.
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