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Maria acht mal zehn Jahre
dabei sein musste, und Martha hieß und heißt auch seine Schwägerin, dieses Geburtstagskind. Wäre
sie nicht Martha in ersten Tagen genannt worden und hätte Flotow seine Oper nicht Martha
genannt, es scheint so, Guillermo wäre gar nicht zum Gesangsunterricht gekommen! Denn,
nachdem er auf dem Geburtstag der Martha gesungen hatte, rieten ihm mehrere Gäste der
Geburtstagsfeier, er solle doch Gesangsunterricht nehmen, sich ausbilden lassen, sich noch
ausbilden lassen. Na ja, werden könne aus und von ihm wohl nichts mehr, aber trotzdem, er solle
doch . . .
Und Guillermo tat es, er nahm diesen Unterricht und nimmt ihn immer noch. Aber interessieren tue
ihm die Musik, der Gesang, eigentlich gar nicht so sehr, sagte er hier und da, hinter vorgehaltener
Hand oder rein heraus. War das nun glaubwürdig, konnte man ihm trauen, meinte er das wirklich so
wie er das sagte? War der Gesang, der Unterricht für ihn nur so ein Zeitvertreib? Man wusste es
nicht so genau, bis, ja bis man folgendes erzählte:
Guillermos Allergie quälte ihn immer mehr, ein Aufenthalt auf einer nordfriesischen Insel, auf der
er auch seine Frau – sie ist`s immer noch! - kennengelernt hatte, half ihm auch nicht: täglich drei Mal 35
musste er seine Nasen von innen mit Spray, das auch Kortison enthielt, besprühen. Es wurde immer
schlimmer, eine Operation zur Entfernung von Polypen und zur Reinigung seines inneren Vorderkopfes
wurde unumgänglich. (Als er erzählte, was man alles aus seinem Vorderkopf an Unrat herausgeholt
habe, und das, er habe es vorher nicht gewusst, jetzt wohl eine ziemliche Leere in seinem
Vorderkopf vorhanden sei, sagte mancher, man habe schon immer den Eindruck der Leere in seinem
Vorderkopf gehabt; bei Tenören sei das nun mal so, so viel hätten die ohnehin nicht im Kopf; damit
müsse er sich abfinden, diese Umstände seien allgemein bekannt.)
Es wurde operiert. Guillermo das erste Mal in seinem Leben auf einer Operationsbank! Es vergingen
die üblichen Ängste, 4 Stunden im Krankenhaus bis zum Beginn des dann Nichts-mehr-Merkens, eine
Spritze zum Wohlbefinden vorweg, Herzklopfen bis zum geht nicht mehr, k l a c k s , von den Beinen
aufsteigend ein Schweregefühl, weg war er . . .
In den Tagen davor war ihm schon durch den Kopf, den noch mit Unrat vollen Kopf gegangen: hat
das Ganze wohl Auswirkungen auf den Gesang, könne er hernach noch singen, noch so gut singen
wie zuvor? Ein wenig Ängste stellten sich schon ein, nicht nur des Singens wegen, aber auch
deswegen. Denn: die zur Zeit aushilfsweise tätige Gesanglehrerin meinte d a s : es könne nachteilige
Auswirkungen auf das Singen haben. Doch verdrängte er diese Fragen letztlich. So sehr läge ihm
nun doch nicht an der Musik, dem Gesang. Dies` ging ihm durch den besagten Kopf. O d e r ?
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH
Deine Geschwister mit Anvertrauten