Page 29 - Strategie Sonderheft 2021
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auf Kooperation mit den Franzosen. Machiavellis Schick- sal in seiner Anstellung als Zweiter Kanzler hängt stark am Fortbestand des „governo largo“. Und genau da setzen die Medicis an, um die Rückkehr an die Macht in Florenz vorzubereiten.
Der Streit zwischen Julius II und Ludwig XII eskaliert während der nächsten zwei Jahre. Zunächst besiegt Ludwig XII in Ravenna zwar die Truppen des Papstes und Spaniens, der Sieg ist jedoch teuer erkauft. Es gibt viele Opfer, unter Ihnen ist auch ein begnadeter französischer Feldherr. Die neue Führung ist über das weitere Vorgehen zerstritten, so- dass die kriegsentscheidenden Kanonen wieder nach Hause geschickt werden.
Mit der Eröffnung eines von Julius II einberufenen Konziles in Rom wendet sich dann das Blatt. Florenz unterstützt die Franzosen in keinster Weise. Das sollen sie nur ein halbes Jahr später büßen.
Der Papst und sein Geld schaffen es, Schweizer Söldner aufmarschieren zu lassen. Zusätzlich rücken spanische Trup- pen gegen Florenz vor. Piero Soderini konzentriert das Gros seiner Kräfte um die Stadt zu schützen. Dem Vorort Prato schenkt er keine Beachtung. Hier aber greifen die Spanier an. Eine erste Attacke wird abgewehrt, dann aber scheitern die Verteidiger. Machiavellis Miliz will nicht mehr kämpfen. Eine Geldforderung lehnt man in Florenz ab. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf. Die spanischen Truppen erobern Prato und machen alles dem Erdboden gleich.
Das hat zur Folge, dass Piero Soderini aufgibt und aus der Stadt ins Exil geleitet wird. Im November 1512 ziehen Giuliano de Medici und sein Neffe Lorenzo in die Stadt ein. Die Medici übernehmen wieder die Amtgsgeschäfte. Damit hat sich der Papst Julius II durchgesetzt. Niccoló Machiavelli wird seines Postens enthoben. Der Erste Kanz- ler Virgilio Adriani darf seine Stellung auch unter den
neuen Machtverhältnissen behalten. Die Medici wissen warum: Er wird als flexibel eingestuft. Machiavelli hinge- gen spricht man diese Flexibilität ab.
Weitere Quellen: Die Medici, James Cleugh (Bechtermünz Verlag) und Machiavelli, Volker Reinhardt (C. H. Beck)
Italien im frühen 16. Jahrhundert: Ross King, Machiavelli (Knaus)