Page 31 - Strategie Sonderheft 2021
P. 31
31
Im zweiten Fall ist Frankreich mit seinem König und den dort seit langer Zeit lebenden Baronen angesprochen. Das Eindringen ist leicht, das Behaupten der Eroberung hinge- gen schwer. Der Grund: Die Erwartungen des Kooperanten bleiben doch unerfüllt. Die Kooperanten wenden sich bald wieder gegen die neuen Herren.
Das Reich des Darius enspricht eher dem Beispiel der Türkei.
Hinweis: Die unterschiedlichen Strategien beachten.
5. Wie Städte und Fürstentümer zu beherrschen sind, die vor der Eroberung nach eigenen Gesetzen lebten.
Wer selbständig gelebt hat und übernommen wird, passt sich neuen Gegebenheiten nur schwerlich an. Die Empfeh- lung ist daher: Gegner Vernichten. Eroberer nimmt dort sei- nen Sitz. Oder: Der Eroberer lässt alles beim Alten, erhebt aber Abgaben und richtet eine Regierung aus wenigen Bür- gern ein. Die müssen dafür sorgen, dass die anderen Bürger sich unterordnen. 100 Jahre Fremdherrschaft in Pisa!
Ist die Stadt oder das Fürstentum führerlos geworden, weil der Regent keine Nachkommen hat, sind die Bewohner orientierungslos. Sie sind es gewohnt zu gehorchen. Es gibt aber keinen Fürsten. Über die Wahl eines neuen aus ihren Reihen kann man sich nicht einigen. Frei leben hat man nicht gelernt. In diesem Fall ist die Empfehlung: Führung übernehmen, vom Brauch der Vorgänger nicht abweichen und von Fall zu Fall reagieren (Regel 1).
6. Von der Erwerbung eines neuen Fürstentumes durch eigene Waffen und durch Verdienst..... und weiter
7. Von der Erwerbung eines neuen Fürstentumes durch fremde Waffen und durch Glück
Eigene Waffen oder Söldner, Verdienst oder Glück sind die Münzen, mit denen ein Fürstentum „erworben“ werden
kann. Machiavelli beobachtet, dass Söldner, aber auch nur Glück für den Erfolg allein nicht ausreichen. Wer andere bitten muss, ist schlechter dran als der, der seine Wünsche einfach durchsetzen kann. Alle Gefahren liegen auf dem Weg zum Ziel. Durchsetzen kann sich nur, wer erkennt, dass Glück die Gelegenheit bietet. Wer dann eigene Kräfte einsetzen kann, ist mit Sicherheit erfolgreich.
8. Von Fürsten, die durch Verbrechen zur Herrschaft kamen
Lügen, Intriegen, Komplotte, Hinterlist, Fallenstellerei, Gier: Es gibt viele Schandtaten, die auch zur Macht führen können. Einige stehen im Ruf „verbrecherisch“ zu sein.
Der Zweck heiligt aber die Mittel. Eine Frage der Ethik, der Werte - würde man heute sagen.
Empfehlungen: Wenn Gewalttaten nötig sind, muss man sie alle auf einmal begehen. Damit werden sie als nicht so stark empfunden und erbittern weniger. Wohltaten hingegen muss man nach und nach und in kleinen Dosen erweisen. Damit wirken sie nachhaltiger.
9. Vom Volksfürsten
In jeder Stadt in jedem Land gibt es zwei Strömungen
• Die Großen wollen das Volk beherrschen
• Das Volk will nicht von den Großen beherrscht werden
Diese gegensätzliche Strömung kann zur Alleinherrschaft, zur Freiheit oder zur Anarchie führen. Daraus folgt, dass ein Regent dank der Gunst von den Großen oder vom Volk eingesetzt werden kann.
Die Großen binden sich an den Herrscher - denen gebührt Ehre und Anerkennung - oder sie vermeiden solche Bindung.
Im zweiten Fall gibt es solche, die sich aus Zaghaftigkeit zurückhalten. Mit denen kann der Fürst gut leben. Die Bes- ten sind hilfreich, die Mutlosen werden nicht gefährlich.