Page 37 - Strategie Sonderheft 2021
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       genseitig protegieren. Wie diese ihre Vertrauten in wichtige Ämter heben, wie andere - unter anderem auch sein Vater als Anwalt - benachteiligt werden. Als guter Rhetoriker und belesener Mann - er liest auch antike Schriften - kann er be- urteilen, dass Erfolg und Misserfolg dicht beieinander liegen.
Von seinem Dienst ist Niccoló Machiavelli begeistert. In der Zeit nach den Medici und nach Savonarola kann er einen Beitrag zu einer neuen Ordnung schaffen. Er kommt mit vielen hochstehenden Persönlichkeiten zusammen. Seine Arbeit wird anerkannt. Er erwirbt sich ein gewisses Ansehen, weil er seine ihm übertragenden Aufgaben sehr geschickt umsetzt. Er hat den Überblick über politische Zusammenhänge und kann deren Wirkungen nicht nur sehen sondern auch treffend beschreiben. Als Leiter der zweithöchsten Behörde in Florenz nimmt er auch am gesellschaftlichen Leben teil. Er ist Junggeselle, den Frauen nicht abgeneigt und reist mit Pferd und Wagen viel herum. Er kommt bis nach Frankreich und nach Rom. Später auch nach Deutschland und in die Schweiz.
Italien ist um diese Zeit sehr zersplittert. Die handeln- den Personen, Könige, Herzöge und vor allem die Päpste wechseln oft und damit ergeben sich immer wieder neue
Konstellationen. Seine Aufgabe ist es, die Zusammenhänge zu beobachten, die Folgen abzuschätzen und seinen Chefs mitzuteilen. Die politischen Ämter werden Anfang des sechzehnten Jahrhunderts noch monatlich oder jährlich neu besetzt. Auch Machiavelli braucht immer wieder eine Bestä- tigung der Mitglieder der florentinischen Stadtregierung.
Die Verhältnisse in Richtung Kontinuität bessern sich erst, als Piero Soderini im September 1502 zum Gonfaloniere (...heute würde man wohl Oberbürgermeister sagen?) auf Lebenszeit gewählt wird. Jetzt können die Beteiligten besser zusammenarbeiten. Natürlich verfolgt auch Soderini seine persönlichen Interessen. Er hat, wie viele seiner Kol- legen in der Stadtregierung auch, Besitz und wirtschaftli- che Interessen in Frankreich. Daher rührt die Verbundenheit zu diesem Staat und zu Ludwig XII: Ein exentrischer und gleichzeitig sehr unzuverlässiger Partner, wie sich herau- stellen sollte. Diese persönlichen Interessen spielen in den späteren Entscheidungen eine wichtige Rolle.
Piero Soderini ist ausgleichend, taktierend und wenig ent- scheidungsfreudig. Er ist Gegenspieler von Papst Alexander VI und seinem Sohn Cesare Borgia. Die Borgias erobern
ein Fürstentum nach dem anderen, sie sind intelligent,
StrategenTeam-Freiburg
 

























































































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