Page 46 - Strategie Sonderheft 2021
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 Fokus Engpass - mit Strategie schneller zum Punkt
Es gibt zwar viele Kochschulen im Land, aber nur eine Schule der Strategie: Unter dem Namen „EKS-Akademie“ eta- bliert sich unter Leitung von Dr. Kerstin Friedrich eine Bildungsstätte, die in enger Kooperation mit der Industrie und Handelskammer„Strategieberater“aus-und weiterbildet.DamitstehenwiranderSchwellevielerneuerErkenntnisse. Vielleicht gibt es bald eine ordentliche Theorie zur Strategie? Die vielen offenen Fragen zum Thema hätten es verdient!
Das StrategieForum als Verein mit seinen über 30 Strate- gieForen im Land, begleitet Menschen und Unternehmen, eigene Strategien zu formulieren und bei der Umsetzung einer „richtigen“ Strategie - der Engpass Strategie. Das vorliegende Magazin leistet einen Beitrag, um darüber zu berichten. Machthandeln im Sinne Machiavellis ist eine Möglichkeit, strategisch zu Handeln. Die Engpass-Konzen- trierte-Strategie (EKS) auf Basis der Beobachtungen von Professor Wolfgang Mewes, mit ihren 4 Prinzipien und 7 Umsetzungsschritten, bildet mit ihrem Nutzenansatz eine weitere Grundfigur des strategischen Handelns ab:
1. Ganzheitliche Spezialisierung und Konzentration
2. Engpass-Prinzip: Engpass erkennen, das Fehlende zuführen 3. Immaterielle Werte zuerst
4. Nutzenoptimierung statt Gewinnmaximierung
Diese vier Prinzipien sind Handlungsempfehlungen auf Basis fundamentaler Erkenntnisse, die bewiesen haben, dass sie beständig sind. Sie handeln von der Art und Wei- se, wie Kräfte eingesetzt werden sollten. Sie reichen in die Zukunft. Sie bieten einen Denkansatz, der den Nutzen und nicht den Gewinn in den Mittelpunkt stellt. Sie entspre- chen einer Haltung, sie sind Philosophie.
Es geht darum die Kräfte zur Erreichung eigener Ziele so einzusetzen, dass sie die größte Wirkung entfalten können. Wo entfalten eingesetzte Kräfte die größte Wirkung? Das ist immer am Engpass. Dieser Engpass wird in diesem Kon- text auch als wirkungsvollster Punkt bezeichnet. Mewes hat beobachtet, dass jedes System in seiner Entwicklung dann gebremst wird, wenn es von einem Engpass blockiert wird. Gelingt es diesen zu erkennen, kann er beseitigt werden. Das Fehlende wird hinzugefügt: Die Entwicklung geht weiter.
Mewes hat seine Strategielehre Ende der sechziger Jahre veröffentlicht und später immer wieder angepasst. Zu-
nächst nannte er sie „Evolutions-Konforme-Strategie“.
Für ihn entwickelten sich wirtschaftliche Systeme dann optimal, wenn sie durch Unternehmer nach dem Vorbild der Natur gelenkt werden. Die Galapagos Finken mit ihren unterschiedlichen Schnäbeln aber auch die Arbeiten von Justus von Liebig bestärkten ihn in dieser Annahme.
Mit ganzheitlicher Spezialisierung ist die Konzentration der Aktivitäten auf einen bestimmten Punkt, auf ein bestimm- tes Gebiet, auf eine bestimmte Zielgruppe gemeint. Wer sich spezialisiert, entwickelt Expertise. Experten gelten
als gefragte Gesprächspartner, sie stehen für Kompetenz. Daraus ergibt sich ein nach außen wahrnehmbares Profil, vielleicht sogar eine Alleinstellung. Wer sich so aus der Masse der Angebote abhebt, entgeht dem Wettbewerb. In der heutigen Praxis bedeutet dieser Zusammenhang: Leis- tungen werden nachgefragt, es gibt keinen Preisdruck.
Ein Erfolgskonzept ist es, sich zu spezialisieren. Das gilt für Personen aber auch für Unternehmen. Das Strategische an diesem Handlungsmuster liegt darin, Wettbewerbsdruck zu vermeiden. Spezialisierung als Strategie heißt auch immer die Besetzung einer Nische. Eine Person oder die Firma grenzt sich in einem kleinen Spezialgebiet (Teilmarkt) gegenüber anderen Marktteilnehmern ab.
Spezialisierung bedeutet also Spitzenleistung im Sinne von Problemlösung auf einem Gebiet, bezogen auf eine Zielper- son oder Zielgruppe. Je wichtiger ein Problem der Zielgruppe ist (...Mewes spricht vom „brennendsten“ Problem), desto erfolgreicher wird der Problemlöser im Markt agieren. Damit der Spezialisierungsvorsprung erhalten bleibt, erfordert diese Art des Vorgehens eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Dies geschieht durch eine enge Vernetzung mit seiner Ziel- gruppe und der in diesem Denkansatz angelegten Idee „der Entwicklung in die Tiefe der Zusammenhänge“.
    


















































































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