Page 6 - Begleitheft_Niels Stensen
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Stenonis’
forschungsehtos
PD Dr. Frank Sobiech, Theologische Fakultät Paderborn Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Deutschland |
f.sobiech@thf-paderborn.de / frank.sobiech@uni-wuerzburg.de
Ich zitiere aus einer Rede, gehalten beim „Studientag über Niels Steensen (1638–1686): Wissenschaft, Philosophie und
Religion. Rom, 7. Mai 2019 / Anm. Lanser: Der vorläufige Redeext wurde mir vom Autor zur Verfügung gestellt.
Das „Vorsorgeprinzip“ (heute ‚Vorsichtsprinzip‘)
Vier Prinzipien leiteten Stensen Forschung: Intuition, Reflexion,
Empathie und Vorsicht.
Seine Vorsicht („Vorsorge“) beruht auf wissenschaftlichen Erfahrun-
empathie und vorsicht
Intuition & reflexion
gen, die er in Briefen reflektiert (sinngemäß): „Ich muss bereitwillig
akzeptieren, dass meine Aussagen angezweifelt werden; ich selbst bin
der Erste, der an ihrem Wahrheitsgehalt zweifelt“. „… jeder wird glau-
ben, was er zum ersten Mal mit den Augen des Geistes gesehen hat,
habe er mit den Augen des Körpers gesehen“. Stensen bezog sich auf
die Vorstellungskraft des Wissenschaftlers, den Wunsch, vorgefasste
Gedanken während der Forschung zu bestätigen, mit dem Ergebnis,
dass sich Vorstellungskraft und Realität vermischen.
Empathie
F. Sobiech führt weiter aus, dass Stensens Forschungsehtos aufs engs-
te mit großer Empathie in Fragen des Umgangs mit Verstorbenen und
Lebenden verschränkt war.
STENSENS FORSCHUNGSETHIK IST GELEITET VON VORSICHT
(VORSORGEPRINZIP) UND EMPATHIE - ZWEI PRINZIPIEN, DIE IN
HEUTIGEN MEDIZINETHISCHEN FRAGEN VON BEDEUTUNG SIND
UND WO SICH MEDIZIN UND SEELSORGE BEGEGNEN.