Page 110 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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Emotional — die intensivsten menschlichen Emotionen
        entwickeln sich aus Bindungen, wenn diese gebildet,
        aufrechterhalten, abgebrochen oder erneuert werden.
         Das Bindungsverhalten bei Säuglingen wird durch
       Hunger, Erschöpfung, fremde oder Angst machende Ein-
       flüsse aktiviert. Es hört auf, wenn die Bezugsperson zu-
       rückkehrt und mit ihr als sicherer Basis kann der Säug-
       ling wieder seine Umgebung erforschen. Das Bindungs-
       verhalten ist zwar bei Säuglingen besonders ausgeprägt
       und nimmt nach dem dritten Lebensjahr ab, es kann aber
       im Lauf des Lebens wiederkehren, besonders wenn ein
       Mensch krank, sorgenvoll oder ängstlich ist.


                      Formen der Anhänglichkeit
         Eine Anhänglichkeit kann unabhängig davon, ob die
       Bezugsperson angemessen reagiert, existieren. Nicht je-
       de Bindung ist gesund und liebevoll. Ein Säugling kann
       z.B. auch eine Bindung zu jemandem entwickeln, der
       ihn wiederholt bestraft. Psychologen unterscheiden drei
       Formen der Bindung:
       Sicher — der Säugling fühlt sich in einer engen Bin-
        dung zu seiner Bezugsperson sicher und geborgen.
       Ambivalent — der Säugling ist auf die Bezugsperson
        angewiesen, traut der Bindung aber nicht sehr.

       Ausweichend — der Säugling akzeptiert die Bezugs-
        person scheinbar nicht und meidet ihre Nähe.


               Die Bedeutung des Bindungsverhaltens
         Vieles deutet darauf hin, dass zwischen der Art der
       Bindung eines Kindes an seine Bezugspersonen und
       seiner späteren Kompetenz in den Bereichen sozialer


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