Page 126 - Geschichte des Kostüms
P. 126

Fig.  3.  Pantalone,        pantalon.   Ursprünglich die Rolle des wohlhabenden,
                            seine Nebenneigungen verratenden älteren Kaufmanns auf der Bühne,
                            aus Venedig stammend. Dann überhaupt der biedermännische, ständig
                            verliebte Alte, der nicht minder ständig von seinen Söhnen und anderen
                            jungen Nebenbuhlern mit Hilfe von Bedienten und Zofen geprellt wird.
                            Das Kostüm des Pantalone war ursprünglich die Zimarra der venezia-
                            nischen Kaufleute, ein schlafrockartiger dunkler langer Hauskittel, den
                            sie im Geschäft und Lagergewölbe trugen.         Beim neueren Pantalone,

                            den die Figur  darstellt, tut dieser lange Rock sich auf, so daß die ge-
                            wöhnliche Tracht der Zeit sich      zeigt.  Zur Maske gehört ein spitzer
                            langer Vollbart.
                  Fig.  4.  Pullicinella, Pulcinella, französisch Polichinel.        Der Name kommt
                            wohl nicht von der Landschaft Apulien her, sondern von dem Worte
                            pulcino, Küken, Küchlein ; er stammt allerdings im Bühnengebrauch aus
                            Untcritalien. — Der Pulcinella ist der dauerhafte Abkömmling des Maccus
                            aus der altrömischen oder altitalienischen Volkskomödie.        Er hat mit
                            diesem die groteske Gestalt gemein, zumeist mit einem körperlichen Höcker,
                            und die hühnerschnabelartige krumme Nase. Auch trägt er das weiße

                            Kostüm wie der einstmalige Maccus oder „Mimus albus*'. Der Charakter
                            der Rolle,  in leichten Verschiedenheiten nüanziert, dient jener Belusti-
                                                                                                     —
                            gung, welche teils der primäre Dummkopf, teils der tapsige Schlaukopf
                            der Clown oder dumme August unseres Zirkus — dem Publikum bereiten.
                  Fig.  5.  Tartaglia.        Der komische Stotterer, zumeist     in der Funktion der
                            Überbringer von Nachrichten und ähnlicher Nebenpersonen. Zu unseren
                           Zeiten lebte im Berliner Gebrüder-Hcrrnfeld-Theater die billige Bühnen-

                            komik dieses Stotterns wieder auf in Rollen von Advokaten vor Gericht u. ä.
                  Fig.  6, Giangurgulo. Seine Herkunft wird auf das unteritalische Kalabrien
                            bezogen.   Daher auch die Bezeichnung Giangurgulo calabrois auf der
                            französischenBühne.DieRolIeistdie des lümmeligenTaps oder Pechvogels.
                  Fig.  7.  C a p i t a n o.  Der „Hauptmann"    vertritt  seit der Renaissance auf der
                            italienischen  Bühne   den   renommistischen     und   bramarbarisierenden
                            Soldaten.   Bis zur Gegenwart     ist im italienischen Zeitungswesen der
                            Titel Capitano Fracassa (,,fracasso", Lärm) ironisch im Gebrauch ge-
                            blieben.  Diese Kostümfigur    spaltete  sich  in zwei Typen, von denen

                            der „italienische" Capitano durch Fig. 7 dargestellt wird.     Dagegen   ist
   121   122   123   124   125   126   127   128   129   130   131