Page 81 - Geschichte des Kostüms
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                         HAAR- UND BARTTRACHTEN


                                     XVII. JAHRHUNDERT







                                               12      3   4
                                                 6   5   7
                                                 9   8   10

                Die Zahlenhinweise    sind  in  der Tafel  wiederholt.   Durch   die  Datierbarkeit
        der benutzten Porträts    ergibt  sich  eine Übersicht über die Entwicklung     der Haar-
        und   Barttracht von   selbst.  Nur   ist  zweierlei  hinzu  zu bemerken:     daß  die  im
        XVII. Jahrhundert schon von Frankreich beherrschte Mode immerhin einer gewissen
        Frist bedarf,  bis  sie in den übrigen Ländern durchdringt, und zweitens, daß jüngere
        Leute beeilter in der Annahme neuer Trachten zu sein pflegen,         als die älteren, die
        vielfach von einer gewissen Jahresgrenze an bei dem stehen bleiben, was         sie bisher
        getragen  haben,   und  nichts mehr    ändern.   Aus   neuerer Zeit denkt man     hier an
        Bismarcks große halstuchartige Umbindekrawatte.        Die Erscheinung trifft nicht anders
        für die früheren Zeiten zu,    und gerade Haar und Bart sind        ihr,  früher und  jetzt,
        in erster Linie unterworfen.
                Fig.  I.  Kaiser Ferdinand II., geb. iSyS,  gest. löSy.  Bildnis aus den zwanziger
        Jahren   des Jahrhunderts.    Zur Tellerkrause   oder Radkrause, auch Mühlsteinkragen
        genannt,  paßt   nur  ziemlich  kurz geschnittenes Haar,    sowie  ein verkleinerter Bart.
        Von dem halblang gestutzten Vollbart, den K. Heinrich IV. von Frankreich              i6io)
                                                                                           (f
        getragen  hatte,  bleibt  infolgedessen außer dem Schnurrbart      nur ein kurzer spitzer
        Kinnbart, den man später mit französischer — und nicht bloß französischer — Un-
        bekümmertheit um die zutreffende Richtigkeit der Modebezeichnungen         ,, Henri quatre"
        benannte.
                Fig. 2.  Kurfürst Maximilian   I. von Bayern, geb. i5j3,  gest. i65i, nach einem
        Stich  aus den ersten Jahren     des  dreißigjährigen Krieges.   Der Mühlsteinkragen    ist
        gefallen, an die Stelle der einfache Leinenkragen getreten, der sich zwar noch nicht
        auf die Schultern niederlegt, aber vorne zurückweicht und Raum         läßt, daß der Bart

        wieder etwas länger und breiter werden mag, obwohl er Kinnbart           bleibt.
                Fig. 3.  König Christian IV. von Dänemark, geb.      i Syy,  gest. 1648.  Mit  seit-
        lichem Zopf.    Eine kurzlebige Stutzermode,     die  eigentlich aus der Zeit der großen
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