Page 76 - Geschichte des Kostüms
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HALSKRAUSEN UND -KRAGEN DES
XVII. JAHRHUNDERTS
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Nr. I. Breiter, faltiger Überschlagkragen von Spitzen, über Brust, Schultern
und Rücken herabfallend. Nach einem Bildnis von Rembrandt aus dem Jahre i633
(Paris, Graf Edmund Pourtales).
Nr. 2. Breiter, mit Spitzen besetzter, vorn ausgeschnittener Überschlagkragen,
unter dem das bis an den Hals ansteigende, oben ausgezackte Hemde sichtbar ist.
Nach einem Bildnis von Rembrandt aus dem Jahre 1644 (London, A. Henderson).
Gesteifter Mühlstein- oder Duttenkragen, auch Tellerkrause genannt, aus
Nr. 3.
feinem Linnenzeug, mit der Brennschere getollt. Die Duttenkragen kamen um die
.Mitte des 16. Jahrhunderts auf und wurden von sämtlichen europäischen Kulturvölkern
(Männern und Frauen) getragen, anfangs in zunehmender, später in langsam abneh-
mender Breite, meist in zwei, oft auch in mehreren Reihen von Pfeifen oder Dutten
übereinander, bis sich die sehr unbequeme Tracht in dem Grade verlor, als die Haare
von den Männern immer länger getragen wurden, worauf auch die Frauen den
Duttenkragen ablegten. Um i63o war er fast ganz aus der Mode gekommen. Nur
die älteren Männer und Frauen hielten daran bis in die zweite Hälfte des 17. Jahr-
hunderts hinein fest. In unserer Zeit lebt er noch in der Amtstracht von protestan-
tischen Geistlichen in einzelnen Gegenden des nördlichen Deutschlands und in der
Amtstracht der Hamburger Senatoren fort. Der Kragen wurde vorn oder hinten dicht
am Hals geschlossen (vgl. Nr. 7). Übrigens wurde der Duttenkragen in späterer Zeit
von den Niederländerinnen nur bei feierlichen Gelegenheiten und außer dem Hause
getragen, da er bei häuslichen Verrichtungen hinderlich gewesen wäre. Es gibt
Bildnisse von Niederländerinnen, auf denen unter dem Duttenkragen noch ein ein-
facher Überschlagkragen sichtbar ist. — Nach einem Bildnis von Rembrandt um 1642
(Amsterdam, Reichsmuseum}.