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Kooperation Anfang August stürzt in Graubünden ein Leben. 20 Menschen kamen ums den Schweizer Alpen ab. Alle solche Maschine stürzte in Ju 52 im Gegenlicht. Eine Eine historische Junkers
Flugzeug der JUAIR ab. 20 Personen kommen dabei
ums Leben. Unzählige Akteure sind für die Bewältigung
dieses Ereignisses im Einsatz. Auch fedpol.
Operation Piz Segnas
Es ist eine kräftezehrende Woche. Auch auswärtige Angelegenheiten (EDA) über das Sonntagmorgen, 6.45 Uhr. Der fedpol-Er-
für die Einsatzorganisation von fedpol. Ereignis informiert. Derweil hat die KAPO mittler befindet sich auf dem Weg nach Flims.
Bereits zu Wochenbeginn beschäftigt Graubünden vor Ort bereits alle Hände voll Graubünden bittet um Unterstützung durch
fedpol ein aussergewöhnlicher Fall: Bei zu tun. Name der Operation: Piz Segnas. das DVI-Team (siehe Box). fedpol beteiligt
einem Angriff auf eine Radfahrergruppe Kontakt mit Skyguide. Die Luftraumsperre sich an dessen raschen Mobilisierung.
kommen in Tadschikistan vier Touristen wurde publiziert. Der italienische Poli- In Flims wurde ein Krisenzentrum einge-
ums Leben, darunter ein Schweizer Bürger. zeiattaché erkundigt sich, ob bei beiden richtet. Man vereinbart, dass der Kontakt
Und dann die beiden Meldungen an Flugzeugunfällen italienische Staats- mit den österreichischen Behörden
diesem sommerlichen Samstag. Kurz bürger betroffen seien. Doch noch ausschliesslich über fedpol läuft.
nach einander stürzen in der Schweiz zwei kennt auch fedpol keine Details. Die Bergung der Opfer läuft auf Hoch-
Flugzeuge ab. Vier Opfer fordert der Absturz Anderthalb Stunden nach der ersten touren. Die KAPO Graubünden steht in
eines Kleinflugzeuges oberhalb Hergiswil. Meldung teilt die KAPO Graubünden mit, Kontakt mit den Angehörigen. fedpol
20 Tote werden es ein paar Stunden später dass vor Ort keine Überlebenden gefunden kümmert sich um die biometrischen Daten
beim Absturz der JU-52 in Graubünden sein. wurden. Gemäss Passagierlisten waren aller Schweizer Opfer und die Qualitäts-
17 Passagiere und drei Crewmitglieder an kontrolle der österreichischen Daten und
Chronik der Ereignisse Bord. Die Maschine befand sich offenbar stellt diese Graubünden zur Verfügung.
Die Meldung der KAPO Graubünden trifft auf einem Flug von Locarno nach Düben- Gepäckstücke und Überreste des Flugzeuges
um 17.58 Uhr bei der Einsatzzentrale (EZ) dorf. Die Absturzursache ist unklar. werden ins Bündner Rheintal transportiert.
fedpol ein: Beim Piz Segnas ist ein Flug- Der zuständige Staatsanwalt der BA Sonntagmittag. Der Ermittler von fedpol
zeug abgestürzt, wahrscheinlich eine entscheidet, sich am Folgetag zur Absturz- und der Staatsanwalt des Bundes sind
JU-52. Die Einsatzkräfte, darunter mehrere stelle zu begeben. Der zuständige Pikett- mit dem Helikopter auf dem Weg zur
Helikopter der REGA und der Schweizer dienstermittler von fedpol, eben erst auf Unfallstelle. In Flims steht ein Care Team
Luftwaffe, sind bereits unterwegs zum dem Rückweg von der Befragung eines bereit. Es gibt mehrere Augenzeugen des
Einsatzgebiet. Zu möglichen Opfern überlebenden Opfers des Anschlags in Unglücks. Die BA, die Staatsanwaltschaft
können noch keine Angaben gemacht Tadschikistan, wird ihn unterstützen. Graubünden und die Schweizerische
werden. Die KAPO verlangt die Festlegung Unterdessen haben sich die Rettungskräfte Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST)
eines temporären Flugbeschränkungs- vor Ort für die Nacht zurückgezogen. koordinieren den bevorstehenden Ermitt-
gebietes im Bereich der Absturzstelle. Im Flugzeug befanden sich vermutlich drei lungseinsatz mit den Befragungen.
fedpol informiert die Bundesanwaltschaft österreichische Staatsangehörige. fedpol 14 Uhr. In Flims findet eine grosse
(BA) und ordnet beim Bundes amt für informiert die österreichische Polizei via Medienkonferenz statt. Mehrere Länder
Zivilluftfahrt (BAZL) die verlangte Luftraum- Interpol und bietet dem Gesamteinsatzleiter erkundigen sich bei fedpol nach allen-
sperre an. der KAPO Graubünden die Unterstützung an. falls betroffenen Staatsangehörigen. Die
Noch ist unklar, ob sich ausländische Noch in der Nacht bestätigt Österreich die EZ verbreitet die Herkunft der Opfer.
Passagiere an Bord befunden haben. Sicher- Identitätsangaben der drei mutmasslichen Mittwoch, vier Tage nach dem Unglück:
heitshalber wird der Konsularische Dienst österreichischen Opfer und kündigt fedpol Alle 20 Leichen sind formell identifiziert.
des Eidgenössischen Departementes für die Zusendung der Ante-Mortem-Daten an. Das DVI-Team schliesst seine Arbeit ab.
«Ich habe die Unterstützung, die uns fedpol für den Austausch mit der österreichischen Polizei
und dem österreichischen Konsulat in der Schweiz anbot, sehr gerne angenommen. Es ist immer
wertvoll, wenn sich in einer solchen Situation ein Partner proaktiv anbietet und sich vollumfäng-
lich um einen Aspekt kümmert. Das bedeutet für mich ein Teilproblem weniger.»
Gesamteinsatzleiter Andreas Tobler, KAPO Graubünden
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