Page 9 - Kompetenzorientierte Unternehmensentwicklung
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Vorwort von Lutz von Rosenstiel

                            Manche Dinge sind so überzeugend, so einleuchtend, dass man vermuten
                            würde, sie seien in einem jeden Unternehmen als selbstverständliche Maxi-
                            me des Handelns vorzufinden. Doch macht man sich kundig, so trifft man
                            in der unternehmerischen Praxis auf eine Leerstelle, ein verlegenes Schulter-
                            zucken oder ein ausweichendes: „Ja, ja, wir haben das auch vor …“. Wie
                            können wir es also besser machen?

                            In einer sich rasant und dynamisch ändernden Welt muss sich jedes Unter-
                            nehmen fragen, wie seine Zukunft aussehen soll. Durch strategische Work-
                            shops in Kooperation mit kundigen Beratern, durch offene Augen und Oh-
                            ren dem gegenüber, was sich im Umfeld tut, sollte man versuchen, das
                            abzuschätzen, was sich insgesamt in der Gesellschaft im Zuge der Globalisie-
                            rung, bei technischen Innovationen etc. verändert und wie sich das speziell
                            auf die Märkte – den Absatz-, den Rohstoff-, den Finanz- oder den Perso-
                            nalmarkt – auswirkt. Und dann wird man  sich darauf einzustellen versu-
                            chen. Aber natürlich wird man in einem verantwortungsbewussten und
                            engagierten Unternehmen  nicht wie eine Marionette an den Fäden einer
                            künftig zu erwartenden Entwicklung hängen, sondern bemüht sein, das mit
                            dem zu verbinden, was unternehmerischer Wille ist:
                              Wer wollen wir künftig sein?
                              Was ist für uns wichtig?
                              Was soll fürderhin der Kern unserer Identität sein?

                            So entsteht dann eine Vision, ein Leitstern, der den Weg durch oft unbe-
                            kanntes und schwierig zu beschreitendes Gelände weist.

                            Altbundeskanzler Helmut Schmidt wird häufig mit der provokanten Aussa-
                            ge zitiert, dass jeder, der Visionen habe, zum Arzt gehen solle. Das ist über-
                            pointiert. Aber einen Kern, ein Fünkchen Wahrheit enthält diese Aussage,
                            denn Visionen  müssen geerdet sein, sie müssen den Kontakt zur Realität
                            wahren. Dazu gehört, an diesen Visionen  orientierte Strategien zu entwi-
                            ckeln, und sich klar darüber zu werden, wie diese umgesetzt werden können,
                            um dann operative Maßnahmen einleiten zu können, durch die die Strate-
                            gien konkretes Handeln werden. Dazu aber benötigt man Mitarbeiterinnen
                            und Mitarbeiter, die dazu auch in der Lage und befähigt sind.


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