Page 17 - Volksdorfer Zeitung Oktober 2016
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Ein Stück Zuhause für viele Volksdorfer: Taufbecken und Altar
Ensemble aus Zentralbau und Campanile harmonisch in die waldreiche Umgebung. Am Mo- dell der Kirche ist es am leich- testen zu erkennen: Auf quad- ratischem Grundriss verläuft der Dach rst als Diagonale vom spitzwinkligen Eingang zum Al- tarraum mit den feierlich far- bigen Betonglasfenstern von Hanno Edelmann (1923-2013). Dieser gestaltete rund 20 weite- re Kirchenfensterprojekte, da- von noch zwei in Bauten von Brigitte Eckert-von Holst.
Aus Anlass der Kirchwei- he am Himmelfahrtstag 1968 wurde im Sorenremen die ei- gens für St. Gabriel komponier- te „Missa Gabrielis Archangeli“ von Felicitas Kukuck uraufge- führt. Die Weihe der neuen Or- gel mit 1800 Pfeifen aus der Ber- liner Orgelwerkstatt Karl Schu- ke folgte erst drei Jahre später, im Dezember 1971. So wurde es möglich, die gesamte Breite der Orgelliteratur zum Klingen zu bringen. Seither kann sich die hervorragende Akustik der Kirche bewähren. Heute läge es nahe (mit leichterem mobilen Gestühl), diese Qualität für den Ausbau zur Event- und Konzert- kirche zu nutzen.
Jetzt, bald fünfzig Jahre seit der Gründung der Gemeinde St. Gabriel, be ndet sich das Gebiet am Rand des Natur- schutzgebiets wieder im Wan- del. Das benachbarte 6.000 qm große Anwesen mit dem Land-
haus der Künstlerfamilie Maet- zel an den Langenwiesen, das einst an die Grenze des (ge- schätzt) zwei Hektar großen Grundstücks zur Villa Westen- holz stieß, steht zum Verkauf.
Die Kirche St. Gabriel auf dem heute noch 4.000 qm gro- ßen Grundstück wird nach dem Willen des Kirchengemein- derates und des Kirchenkrei- ses Hamburg Ost aufgegeben und steht in der Nachbarschaft ebenfalls zur Disposition. Auf dem Gelände unter der Haus- nummer Sorenremen 16 ste- hen noch (einst fünf verschie- denen Funktionen dienende) Gebäude: Das Pastorenhaus, der Gemeindesaal, das Küster- haus, die Kirche und der Cam- panile. Während Pastoren-, Ge- meinde- und Küsterhaus ein- vernehmlich als „abgängig“ ak- zeptiert werden, stehen Kirche und Campanile unter Denk- malschutz. Die in der Nachbar- schaft wohnenden jungen Fa- milien wollen ihr soziales Zen- trum behalten.
2016 1.500 Unterschriften für den Erhalt der Kirche
Jede Veränderung schmerzt – damals wie heute. War man da- mals gegen den Bau der Kirche – ist man heute gegen deren Ab- riss. Die Nachbarn sind wach- sam. Während das unter Denk- malschutz stehende Künst- lerhaus Maetzel aus den 20er Jahren von dem 2003 gegrün-
deten „Freundeskreis Künst- lerhaus Maetzel“ argwöhnisch beobachtet wird, hat sich zum Schutz der 4.000 Quadratme- ter um St. Gabriel (2014) ein „Förderverein St. Gabriel“ ge- gründet. In Volksdorf wurden bis September 2016 bereits an die 1.500 Unterschriften für den Erhalt des Gotteshauses ge- sammelt. Die Andachten sind mit 50 - 60 Teilnehmern jeden Sonntag gut besucht. Die bis- herige Jugendarbeit war vor- bildlich. Die Taizé-Andachten im Untergeschoß haben Tradi- tion. Die junge Gemeinde hat viele Kinder und feiert – par- allel zu den Gottesdiensten – gleichzeitig Kinderandachten. Bei den Oster- und Weihnachts- spielen ist der Andrang so groß, dass nicht alle kleinen Bewer- ber mitspielen können.
Ein Ruck durch die Gemeinde
Dass sich der Kirchenkreis Ham- burg Ost weder von der funktio- nierenden Gemeinde noch vom künstlerischen und denkmal- p egerischen Wert des Gebäu- des (im eher rar mit herausra- genden Kulturgütern bestück- ten Stadtteil) beeindrucken lässt, macht nicht nur den För- derkreis St. Gabriel betroffen. Noch könnte ein Ruck durch die Gemeinde gehen und die- se, zusammen mit dem staatli- chen Denkmalschutz, den an- gedrohten Abriss des Gottes- hauses verhindern.
Die von Mitgliedern der Kirchengemeinde beantragte Gemeindeversammlung, in der die Zukunft der Kirche St. Gabri- el in der Straße Sorenremen beraten werden sollte, hat am Sonntag, 11. September, zwar stattgefunden, ist aber noch nicht beendet, sondern soll am Donnerstag, den 13.Oktober, um 19 Uhr im Gemeindesaal der Kirche am Rockenhof fort- gesetzt werden.
Zwei Stunden reichten
kaum aus, um wenigstens den Beschluss des Kirchengemein- derats, der u. a. die Schließung der Kirche zum 1. Mai 2017 bein- haltet und ihren Abriss nicht ausschließt, in aller Ausführlich- keit darzustellen und die damit zusammenhängenden Fragen zu klären.
Zu einer Aussprache darüber, mit der die meisten Anwesen- den, die die Rockenhofkirche füllten, gerechnet hatten, kam es aus Zeitmangel gar nicht mehr. Aber sie reichte zur An- nahme eines Antrags, der den Kirchengemeinderat au order- te, den Beschluss auszusetzen, damit über die Möglichkeiten der Erhaltung des kunstge- schichtlich bedeutsamsten Volksdorfer Gebäudes in Ruhe nachgedacht (und notfalls da- für gekämpft) werden kann.
Schließlich ist es in den vergangenen Jahren mehrfach gelungen, gefährdete Häuser in Volksdorf zu retten!
Oktober 2016 VolksdorferZeitung 17
St. Gabriel erhalten!
Gemeindeversammlung am 13.Oktober
VON WULF DENECKE


































































































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