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                                             Sc 􏰀st 􏰁􏰀􏰂􏰃t 􏰄􏰅r􏰆􏰇􏰁􏰅􏰁t Ein Gastbeitrag von Felix Trost
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      Heute möchte ich über die Unterschiede zwischen den USA und Deutschland in der generellen Haltung im Bezug auf das Scheitern reden. Und ich hoffe, dass du nach dem Le- sen dieses Textes ein gutes Bild davon hast, welche der beiden Haltungen dir am besten gefällt, welche der beiden du annehmen möchtest und wie du dein Leben gerne leben würdest.
bist. Im 21. Jahrhundert. In Deutschland. Du kannst kaum bessere Karten haben. Nie war es einfacher, etwas aus dir zu machen, als heute. Alle Mittel sind dir gegeben.
Dazu will gesagt sein: Die Wahrscheinlich- keit, dass DU als Mensch in der heutigen Zeit in Deutschland geboren wirst, ist so abartig gering, dass es einen Jackpot-Gewinn beim Lotto um ein vielfaches in Sachen Unwahr- scheinlichkeit übersteigt.
Du kannst ja mal versuchen zu googeln, wie wahrscheinlich diese Konstellation der Umstände ist. Wie wahrscheinlich es ist, als Mensch geboren zu sein. Wie wahrscheinlich es ist, dass DU geboren wirst, und du nicht als eines der Milliarden von Spermien deines Vaters endest, die es niemals in die Eizelle deiner Mutter schaffen. Wäre dein Vater am Tag der Befruchtung deiner Mutter eine Se- kunde länger an der Ampel gestanden, oder hätte er eine Sekunde länger damit verbracht sich die Schuhe zu binden oder hätte er ei- nen einzigen anderen Gedanken in seinem ganzen Leben gedacht, so wäre er zu einem anderen Zeitpunkt in einer anderen Position in deiner Mutter gekommen (wenn auch nur um den Bruchteil eines Millimeters anders), und ein anderes Spermium hätte die Eizelle deiner Mutter erreicht (in Anbetracht der Tatsache, dass Spermien mikroskopisch klein sind, und jede kleinste Veränderung der Um- stände deshalb zählt). Und du wärst nie ge- boren worden.
Ich kann dir keine akkurate Rechnung darü- ber aufstellen, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Mensch in dieser Zeit, an diesem Ort ge- boren wird, weil das von viel zu vielen Fak- toren abhängig wäre, von denen der Großteil ungewiss ist. Was ich dir aber garantieren kann, ist der Fakt, dass die Wahrscheinlich- keit so unmenschlich gering ist, dass du eher den Lotto-Jackpot tausend Mal hintereinan- der gewinnst, als dass du geboren wirst.
Du bist hier
Aber hier bist du nunmal. Dir wurde dieses Leben geschenkt, trotz der unendlich gerin- gen Wahrscheinlichkeit.
Wäre es nicht eine furchtbare und schänd- liche Verschwendung, diese Gelegenheit
Die generelle Mentalität in Deutschland ist ein gutes Stück anders als die in den Ver- einigten Staaten. Wir passen uns langsam an das amerikanische Vorbild an, auch wenn es nur schleichend vorangeht. In den USA ist es mittlerweile so gut wie allgemein bekannt, dass das Scheitern beinahe eine Vorausset- zung für den Erfolg ist. Erfolgreiche Men- schen „scheitern sich ihren Weg zum Erfolg“. Wir sehen es nur nicht, weil alles, was wir zu Gesicht bekommen, ihr großartiger Erfolg ist. Aber hinter beinahe jedem großen Erfolg steckt eine Vielzahl an Misserfolgen.
In den USA gibt es die Gesinnung des „ameri- kanischen Traumes“, welche kurz und simpel ausgedrückt besagt, dass jeder Amerikaner alles erreichen kann, was er sich erträumt, wenn er nur dazu bereit ist, die nötige Arbeit auf sich zu nehmen. Dem amerikanischen Traum nach sollst du, wenn du scheiterst, es nochmal versuchen. Und nochmal scheitern, und es nochmal versuchen. Und es so lange wieder und wieder versuchen, bis es dir end- lich gelingt.
Hierzulande ist die Einstellung noch ganz an- ders. Jeder schaut auf den anderen. Und be- sonders in unserer Region warten die Leute geradezu darauf, dass jemand einen Fehler macht oder etwas auf irgendeine Weise in den Sand setzt, um darüber tratschen zu können. Gewagte Unternehmungen auch nur zu ver- suchen, wird verhöhnt und noch viel schlim- mer ist es, wenn es nicht gleich beim ersten Versuch hinhaut.
Groß zu träumen wird als unrealistisch und überheblich abgestempelt, und die Leute wer- den dazu gedrängt, sich einen „anständigen Beruf“ auszusuchen, um bloß nicht vor den Nachbarn dumm dazustehen.
In kaum einem anderen Teil von Deutschland wird so viel Wert auf den sozialen Status gelegt wie in unserer Region Baden-Württemberg,
und kaum eine andere Region ist so starr in ih- ren Ansichten festgefahren, wie die unsere. Zu- sammen mit Bayern, so denke ich, stehen wir im Thema Engstirnigkeit auf Platz eins.
Das ist, in simpler Ausdrucksweise, der Un- terschied in der generellen Haltung gegen- über dem Scheitern zwischen unserem Land und den Vereinigten Staaten. In den USA wird dir gesagt, du sollst deinen Träumen und Herzenswünschen folgen, und es immer und immer und immer wieder versuchen bis du erfolgreich bist, während dir hierzulande gesagt wird, du sollst realistisch bleiben, auf- hören zu träumen und dir einen anständigen Beruf aussuchen, weil die Möglichkeit, dass du mit deiner Idee erfolgreich wirst, so gut wie ausgeschlossen ist, und du dich selbst und deine Eltern nur wie Träumer aussehen lassen wirst.
Meine persönliche Meinung
Nun. Was ist meine persönliche Meinung zu diesem Thema?
Zuallererst einmal will Folgendes gesagt sein: Wenn du in Deutschland lebst, ist das Schei- tern nie ein permanenter Zustand. Wenn du beim Aufbauen eines Startups scheiterst, kann es dir letztendlich völlig egal sein. Du kannst immer noch zurück in die Schule oder an die Uni, oder dir einfach einen normalen Job suchen. Das einzige, was du riskierst, ist deine Zeit und dein Stolz. Also bist aus- schließlich du selbst letztendlich das, was dich aufhält.
Die allermeisten von uns träumen von ei- nem besseren, schöneren Leben. Und es ist faktisch nunmal so, dass du die Gelegenheit dazu hast, deine Träume in diesem Leben zur Realität zu machen. Weil du ein Mensch
StartupRegional.de 01/2019 13
 Reportage











































































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