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Dass Erwachsene und Kinder beim Abend- können. Diese womöglich beste Eisdiele Kinder möchten sich bewegen.
essen an getrennten Tischen sitzen, nahm Roms gibt es nämlich erst seit 1900. Wir Ein kleiner Kopfhörer im
der eher schüchterne Elfjährige zunächst bestellen Nutella- und Bananeneis von Ohr verbindet sie – wie die
mit mäßigem Vergnügen zur Kenntnis. kaum gekannter Köstlichkeit. Ein Besuch Großen – mit Reiseleiterin
Doch schon bei der Pasta all’amatriciana des Pantheons ist die letzte Station der
fanden alle intensiv ins Gespräch. Während Stadtrallye. Der Petersdom selbst kommt Sophie. Mit ihrem Mikrofon
die Großen noch beim zweiten Gang saßen, später dran. Dort werden wir erfahren, wo hält sie die Jungen wie an
begannen die Kinder Verfolgungsjagden Papst Franziskus wohnt und dass er Fiat einer langen, unsichtbaren
durch alle Etagen des Hotels. Gefasst ließ Panda fährt. Leine und dirigierte sie damit
das Personal das Treiben geschehen. zu einem Brunnen oder
Der intensivste Tag der Reise führt Obelisken. Sehr schnell zeigt
Der Einstieg wird wegweisend für die nächs- ins an tike Rom. Er beginnt frühmor-
ten vier Tage. Die FamilienStudienreise gens im Kolosseum. Sophie erzählt von sich, dass die gemeinsame
Jeden Mittwoch hält der Papst vormittags General- prägen hohes Tempo, unablässiges Spielen Hetzjagden, Kämpfen und vom Gestank, Eroberung Roms im Lauf- und
audienz auf dem Petersplatz. Heute ist nicht und viel Pasta und Pizza. Während bei der einst unter der Arena im Labyrinth aus Klettermodus diese Reise so
Mittwoch, aber schon allein die Weite des Platzes klassischen Studienreisen Kinder zwar Raubtierkäfigen, Lastenaufzügen und den besonders macht.
zugelassen sind, aber belastbar sein müs- Gängen für die Gladiatoren herrschte. Im
beeindruckt die jungen Studiosus-Gäste.
sen, betrachtet das eigens für Familien Forum Romanum erklettern die Kinder
konzipierte Gegenstück eine Destination einen Olivenbaum, erfrischen sich an
in erster Linie durch Kinderaugen. Die Trinkwasserbrunnen, stecken die Köpfe Reiseleiterin Sophie
Erwachsenen, in unserer Gruppe alle er - zwischendurch über einem Smartphone
Die erstaunlichste Stadt fahrene Studien- und Romreisende, dürfen zusammen und finden doch immer wieder
aber auch mitmachen. Sie möchten Rom
zu Sophies Erklärungen zurück.
wiedersehen, die Stadt Kindern oder Enkeln Ein Anflug von Mattigkeit zeigt sich erst, als
zeigen und dabei selbst Neues erfahren.
des Universums Dafür sorgt Sophie Ratschow, Reiseleiterin die Kinder später an der Kreuzung vor dem
und promovierte Mediävistin, die sechs
Circus Maximus während der Rotphase auf
Kindheitsjahre in Rom verbrachte. Dass sie
neben Fachwissen auch pädagogisches Stufen sinken. Doch bei Grün sausen sie
zur antiken Wagenrennbahn, von der neben
Geschick und viel Geduld besitzt, erweist Tribünenfragmenten nur das lange, gras-
Familien-
Studienreisen sich als besonders nützlich; nie bremst sie bewachsene Oval erhalten ist. Erschöpft
Asterix-Fans unter sich: Wenn eine Horde von zehn kindlichen Wissens- und Bewegungsdrang. fahren wir ins Hotel zurück, wo die Jungen
sich sofort zum Spielen treffen. An diesem
Jungen bei einer FamilienStudienreise die Ewige Das Pensum ist sportlich. Mit der Metro Abend verzeichnet der Schrittzähler des
fahren wir zur Spanischen Treppe, wo die großen Julius mehr als 20.000 Schritte.
Stadt erkundet, ist das Tempo hoch. Stadtrallye beginnt. Eine Gasse öffnet „Schade, dass Schule nicht so sein kann“,
sich auf die Piazza. Sonne flutet über den sagt er. „Am liebsten würde ich die ganze
Platz, statt Autos stehen hier Kutschen, Reise nochmal machen, mit genau der -
Intensiverleben die auf Passagiere warten. Sofort schie- selben Gruppe.“ n
Der Tag, an dem man Rom zum ersten Mal Der zehnjährige Oskar hat die Reise von ßen die Kinder davon. Doch als Sophie
sieht, ist keiner, den man leicht vergisst. seinen Großeltern bekommen. Dann sind Stifte und Heftchen verteilt, sind alle wie-
„Das war so toll“, seufzt das Kind abends. da noch der kleine Julius nebst Bruder Tim der da. An was sie der Brunnen am Fuß
„Hoffentlich vergeht die Zeit hier langsam.“ sowie Finn, Justus und Vincent. Und wir: der Spanischen Treppe erinnert, möchte
Sehr viel war bereits geschehen: ein voll der elfjährige Julius und seine romsüchtige Sophie wissen. An eine Badewanne, meint
besetztes Auto verloren gegangen, ein Mutter. Fast alle Kinder sind zwischen zehn ein Knabe; an ein Boot, sagt ein anderer.
antikes Stadion entdeckt, ein Hotel bis in und zwölf Jahre alt. Alle sind zum ersten Richtig: An einem Weihnachtstag vor langer
den letzten Winkel erforscht und stunden- Mal in Rom. Und das Beste: Alle sind – zu- Zeit wurde bei Hochwasser ein Boot vom
lang gespielt worden; das alles seit dem fällig – Jungs. Tiber hierher gespült. Das brachte Pietro
Nachmittag. Bernini auf die Idee, den Brunnen einem
In vier Taxen fuhren wir zur Piazza Boot nachzubilden.
Dabei hatte es ganz ruhig begonnen, mit Navona – doch eines kam nie an. Der
einem Treffen der Gruppe in der Lobby: Fahrer hatte erst verständig genickt und war Mit unverminderter Energie geht es wei-
zehn Kinder, zehn Erwachsene und dann einfach woanders hingefahren! Das ter zu der von Regierungsgebäuden und
Reiseleiterin Sophie. Die Kinder sollten ihre war schade, denn so verpasste Finn das Palästen gerahmte Piazza Colonna, auf
Begleiter vorstellen und erzählen, warum erste Eis. Sophie zeigte uns einen Brunnen der sich die Mark-Aurel-Säule erhebt. Wie
sie hier sind. Julian hat die Reise von sei- mit einem Obelisken auf diesem sehr ein Comic ohne Sprechblasen zeigt ein
ner Mutter zum Geburtstag bekommen, schönen Platz, der im antiken Rom mal ein Reliefband die Feldzüge des Kaisers. Von
Reisejournalistin Stefanie
weil er und sein älterer Bruder Leandro, Sportstadion war. Wo heute Häuserreihen oben grüßt der Apostel Paulus. Er trägt ein
Bisping hat mit ihrem Sohn der auch dabei ist, große Asterix-Fans stehen, saßen bis zu 30.000 Zuschauer, Schwert, dabei wurde er selbst mit einem
Julius die Ewige Stadt mit sind. Felix ist mit der Oma da, die ihm den wo wir Schokoladen- und Mangoeis aßen, enthauptet. Aber auch mit Kopf hätte
Studiosus family entdeckt. Rom-Trip zur Konfirmation geschenkt hat. fanden die Wettkämpfe statt. der Ärmste kein Eis von Giolitti probieren