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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Die Antarktis – Kontinent der Extreme
Wie lange noch eines der letzten „unberührten“ maritimen Ökosysteme?
Dieter Stockfisch
Die Antarktis ist ein Kontinent der Extreme mit weltweit einzigartigen Klima- und Wetterbedingungen, jedoch
ohne menschliche Ureinwohner. Im Jah- resdurchschnitt liegen die Temperaturen bei –55 °C. Extremtemperaturen können ca. –89 °C erreichen. Der antarktische Kontinent erstreckt sich vom Südpol bis 66°33´ südlicher Breite. Mit einer Fläche von ca. 13 Mio. km2 ist der eisbedeckte Kontinent größer als beispielsweise die USA und Indien zusammen. Nur ca. 2 % der Antarktis sind eisfrei – schmale Küs- tenstreifen im Westen und einige Berge im Landesinneren. Der Festlandbereich bildet die größte Eiswüste und wegen der kältebedingt fehlenden Verdunstung das größte Süßwasserreservoir der Erde: die Antarktis stellt ca. 90 % des globa- len Eises und birgt ca. 75 % des globa- len Süßwasservorkommens. Die maxi- mal bekannte Eisdicke wurde mit 4776 m gemessen. Die Antarktis ist ein in jeder Hinsicht geschützter Kontinent, ein dem Frieden und der Wissenschaft gewidme- tes Naturreservat. Garant dieser umfas- senden Schutzfunktion bildet der Ant- arktisvertrag von 1959.
Antarktisvertrag
Der Antarktisvertrag wurde in einer Zeit des weltweiten Rüstungswettlaufs der Großmächte geschlossen, um eine Ein- beziehung dieses Kontinents in das Wett- rüsten und ihre Mili-
Antarktis und südlicher Ozean
staaten können sich zu Land, zu Wasser und in der Luft frei bewegen und sollen auch in der Forschung zusammenarbei- ten. Aber jegliche militärische Aktivitäten sowie Kernexplosionen sind verboten; auch die Beseitigung nuklearer Abfälle ist untersagt. Die Antarktis wurde damit zur ersten kernwaffenfreien Zone der Welt erklärt. Sie bildet den einzigen geopoli- tischen und geostrategischen Raum der Erde, der nicht militarisiert ist.
Der Antarktisvertrag wurde 1959 von 12 Staaten geschlossen und unterzeichnet: Großbritannien, Neuseeland, Frankreich,
tarisierung zu ver- hindern. Der Vertrag bildet eine internati- onale Übereinkunft, die festlegt, dass die unbewohnte Ant- arktis ausschließlich friedlicher Nutzung und besonders wis- senschaftlicher For- schung vorbehalten bleibt. Wissenschaft- ler aus allen Vertrags-
Das Emblem des Antarktisvertrags
Australien, Norwegen, Chile, Argentinien, Bel- gien, Japan, Sowjet- union und USA. Er trat 1961 in Kraft. Die Bun- desrepublik Deutsch- land trat dem Vertrag 1979 bei, 1983 wurde sie stimmberechtig- tes Vollmitglied des Vertrags. Inzwischen haben 50 Staaten den Vertrag unterzeich- net. Die politische
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Grafik: Antarktisvertrag