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Leinen los! 1-2/2021 21
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Bedeutung des Vertrags liegt u.a. darin, dass es der erste internationale Vertrag nach dem Zweiten Weltkrieg war, der die Prinzipien der friedlichen Nutzung und den Verzicht auf die Durchsetzung von Gebietsansprüchen zwischen Staa- ten unterschiedlicher Gesellschaftsord- nungen regelt. Im Falle von Uneinigkeit unterwerfen sich die Staaten einer fried- lichen Streitbeseitigung vor dem Interna- tionalen Gerichtshof. Somit bleibt dieser Vertrag wegweisend für die Gestaltungs- kraft internationaler Kooperation.
Zu den wichtigsten vertraglichen Ergän- zungen zählt das 1991 vereinbarte Um- weltschutzprotokoll (USP) mit Regelun- gen zu Meeresschutz, Abfallbeseiti- gung, Schutz der antarktischen Fauna und Flora sowie der Einführung einer Umwelt- schutzverträglichkeitsprüfung für Aktivi- täten in der Antarktis. Das USP verbietet insbesondere „jede Tätigkeit im Zusam- menhang mit mineralischen Ressour- cen“. Damit ist der kommerzielle Abbau von Bodenschätzen in der Antarktis bis auf Weiteres verboten. 2016 beschlos- sen 24 Staaten und die EU in der „Kom- mission zur Erhaltung der lebenden Mee- resschätze der Antarktis“ die Ausweitung zum größten Meeresschutzgebiet der Erde im Rossmeer, eine Fläche von
1,55 Mio. km2 (so groß wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusam- men). Dieses Gebiet gilt als eines der letzten „unberührten“ maritimen Öko- systeme. Hier soll auf 1,12 Mio. km2 35 Jahre lang jegliche Fischerei verbo- ten sein.
Polarforschung
Weit entfernt von den Welthandelsrou- ten war die lebensfeindliche Antarktis von der Kolonialisierung des 18. und des frühen 19. Jahrhunderts nicht betroffen. Sie wurde erst 1820 von Seefahrern und Robbenjägern entdeckt. Ihre eigentliche „wissenschaftlicheEroberung“bzw.Erfor- schung begann 1895 mit dem 6. Internati- onalen Geographischen Kongress in Lon- don. Dort wurde gefordert, wissenschaft- liche Expeditionen in die Antarktis zu pla- nen. Seitdem engagierte sich vor allem Deutschland an der Erforschung des Kontinents. Noch im selben Jahr wurde die Deutsche Kommission für Südpolar- forschung gegründet. Die erste deutsche Südpolarfahrt mit dem Großsegler gauss (Gauß-Expedition) fand 1901 bis 1903 statt. Dabei entdeckten die Forscher ein neues Gebiet, das sie Kaiser-Wilhelm-II-Land nannten und sichteten aus einem For-
schungsballon einen erloschenen Vulkan, dem sie den Namen Gaußberg gaben. Am 14. Dezember 1911 erreichte der Nor- weger Roald Amundsen vor seinem bri- tischen Rivalen Robert Falcon Scott als erster Mensch den geografischen Süd- pol. Von 1911 bis 1913 erfolgte die zweite deutsche Südpolarexpedition. Mit dem Forschungsschiff deutschlaNd wurden 1912 das Filchner-Ronne-Schelfeis und das Prinzregent-Luitpold-Land entdeckt. Von 1938 bis 1939 folgte die dritte deut- sche Expedition mit moderner technischer Ausrüstung. Das Katapultschiff schWaBeN- laNd mit zwei Dornier-Flugbooten vom Typ Wal an Bord fungierte als Flugzeugstütz- punkt.DieFlugbootestartetenmitDampf- katapulten von Bord, überflogen über 600 000 km2 der Antarktis und machten über 11000 Luftbildaufnahmen. Dabei konnte ca. ein Fünftel der antarktischen Fläche dokumentiert werden.
Seit 40 Jahren überwintern Forscher in der Neumayer-Station
Die ganzjährig besetzte Neumayer-Forschungsstation in der Antarktis
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Foto: Mirjam Müller/Umweltbundesamt


































































































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