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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Für Seenotrettung, Tourismus
und Umweltschutz
Inselhafen Prerow mit Seebrücke ersetzt Nothafen Darßer Ort
Ingo Pfeiffer
Im Jahr 2015 fasste das Kabinett der Lan- desregierung von Mecklenburg-Vor- pommern den Beschluss zum Bau eines
Inselhafens an der Küste vor Prerow mit landseitiger Anbindung über eine neue Seebrücke. Mit 720 m Länge gehört die Seebrücke in Prerow ab Ende 2023 zur längsten in der Ostsee. Gegenwärtig läuft
Der geplante Inselhafen mit Betriebsgebäude und Liegeplatz für die Seenotretter
„inskraenkethed“ und bedeutet Enge. Dabei wurde aus „kethed“ dann „kadet“. Die etwa 20 sm lange und ca. 17 m tiefe Schifffahrtsstraße verwenden alle Großschiffe. Sie ist vom nächstgelegenen Seenotstützpunkt Darßer Ort bzw. Insel- hafen Prerow mit dem Seenotrettungs- kreuzer in etwa 25 Minuten zu erreichen.
sion über den in der Kernzone des Natur- schutzgebietes liegenden Hafen Darßer Ort ein Ende. Nach 60 Jahren Nutzung, davon fast die Hälfte mit dem Betretungs- verbot „Militärisches Sperrgebiet“, soll die nördliche Spitze des Darß mit dem Ottosee seine natürliche Ursprungsform als Lagune zurück finden.
Der zukünftige Hafen in der Südwestansicht erinnert an ein Hufeisen
das Planfeststellungsverfahren. Daran sind betroffene Behörden, Gemeinde und Öffentlichkeit beteiligt. Der Planfest- stellungsbeschluss wird für Anfang 2021 erwartet. Nach weiteren Planungsarbei- ten kommt es zur Ausschreibung der Bau- leistungen. Diese sollen vorwiegend von See aus erfolgen. Der Beginn der Bau- arbeiten wird für den Spätherbst 2021 angestrebt. Eine Teilinbetriebnahme ist im Herbst 2022 vorgesehen. Mit Fertig- stellung des Inselhafens und der Seebrü- cke ist nicht vor 2023 zu rechnen.
Die Notwendigkeit eines Hafens zur Sta- tionierung eines Seenotrettungsschif- fes in diesem Küstenabschnitt resul- tiert aus der Sicherung des gefährlichen Nadelöhrs in Gestalt der Kadetrinne im Ostsee-Hauptschifffahrtsweg „Baltic Way“. Kadet entstammt dem dänischen
Der Inselhafen Prerow trägt dazu bei, die Seenotrettung mit maritimer Notfallver- sorgung in einem viel befahrenen Seege- biet mit kurzer Reaktionszeit für Schiffe der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) zu gewährleis- ten. Sportbootfreunde mit Kurs nach oder von Rügen können voraussichtlich ab 2023 Prerow als Zwischenstopp ansteuern. Er bietet Skippern Zuflucht bei Unwetter und Sturm. Örtliche Fischerboote erhal- ten einen Dauerliegeplatz. Damit über- nimmt der künftige Hafen die Funktion des bisherigen Nothafens Darßer Ort. Ein Anleger für Fahrgastschiffe verbessert die touristische Infrastruktur. Mit Inbetrieb- nahme des Prerower Hafens wird der seit 1962 bestehende Schutz- und See- nothafen Darßer Ort geschlossen. Damit findet die seit Jahren kontroverse Diskus-
Im Dienst der Seenotrettung
Eine Rettungsmannschaft (See) von Frei- willigen aus Prerow soll seit 1831 bestan- den haben. 1848 wurde der Leucht- turm Darßer Ort eingeweiht. Die Ret- tungsstation Darßer Ort wurde erst- malig 1861 dokumentiert. Sie besaß ab 1864 ein Rettungsboot und Leinenwurf- geschütz. Dem Leuchtturmwärter oblag zugleich die Aufsicht über Seenotfälle. 1867/68 wurde die Station Mitglied des 1866 in Stralsund gegründeten „Neu- vorpommersch-Rügenschen Verein zur Rettung Schiffbrüchiger“. 1868 eröff- nete in Prerow eine weitere Rettungs- station. Sie und Darßer Ort gehörten bald darauf zur 1865 in Kiel gegründeten DGzRS. 1869/70 verlagerte sich der Ein- satzschwerpunkt vom Darßer Ort nach
24 Leinen los! 1-2/2021
Computergrafiken: Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt, Mittleres Mecklenburg, Visualisierungen Produktionsbüro TINUS Schwerin