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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Prerow. Das eiserne Ruderrettungsboot graf Behr-NegeNdaNK verlegte mit dem Transportwagen vom Darß nach Prerow. Hier bestanden bessere Einsatzbedingun- gen für die Rettungsmannschaft und den Transport des 8,50 m langen Bootes. 1870 erhielt die Station Prerow einen Raketen- wagen mit Leinenwurfgerät. 1872 kamen zwei dreizöllige Ankerraketen hinzu. Der Leuchtturm Darßer Ort blieb Bestandteil des Beobachtungsdienstes im Seenotret- tungswesen. Von dort bestand ab 1903 eine Telefonverbindung zum Vormann der Rettungsmannschaft in Prerow, Kapitän H.C. Horst. Die Männer retteten mit ihrem eisernen Ruderboot Besatzungen von 34 Schiffen und Booten aus Seenot. Darun- ter befanden sich Schoner, Briggs, Barken, Schaluppen sowie die Dampfer fraNciso, heleNe und otto ippeN IX. Das Kommando
und Wassersport optimierte die DGzRS die dortige Station.
Das bisherige, nur 10 kn laufende Ret- tungsboot darsser ort (II) löste 1992 der Seenotkreuzer g. KucheNBecKer ab. Er war 18,90 m lang und hatte das Toch- terboot marcus an Bord. Mit seinen zwei Motoren von 1.220 kW lief der Seenot- kreuzer 18 kn. 1997 beorderte die DGzRS den Seenotkreuzer VormaNN JaNtzeN zum Nothafen Darßer Ort. Er erreichte 20 kn und führte das Tochterboot Butscher mit. Wegen Versandung der Hafenzufahrt kam dort 2012 kurzzeitig das kleine See- notrettungsboot stralsuNd zum Einsatz. Schließlich fand 2003 der schnellere See- notkreuzer theo fischer (23 kn) mit dem Tochterboot ströper dort seinen Liege- platz. Voraussichtlich wird ihn im Herbst 2021 der zzt. noch in der Fassmer Werft
spitze der Halbinsel Darß an der Ost- seite eines Nehrungshakens. Das Hafen- becken des ausgebaggerten Ottosees war360mlang,120mbreitund4bis5m tief. Eine Stahlspundwand an der Ost- seite des Hafens bildete die Pier. Wei- tere Boote konnten an einer rechtwinklig zur Pier angelegten stabilen Holz-Stegan- lage fest machen. Die Hafenzufahrt befin- det sich in Leeseite von Darßer Ort. Zur Umleitung der Strömungen in See wur- den an der Hafenzufahrt eine Buhne, eine stabilisierende Spundwand und beider- seits der schmalen Fahrrinne zwei Sand- fallen angelegt. Winde und Strömungen führen jedoch immer wieder zur Versan- dung der Hafeneinfahrt.
Der Alarmfall trat einige Monate später im Oktober und November 1962 während der Kubakrise ein. Das Stabs- und Füh-
als Vormann führte in dieser Zeit Kapitän Johann Niemann. 1938 erhielt die Sta- tion das Strandmotorrettungsboot lot- seNKommaNdeur leppert. Es lag auf einem Ablaufwagen im Schuppen unweit vom Strand. Für den Einsatz zog ein Raupen- ketten-Traktor das Boot auf dem Ablauf- wagen zum Wasser. Mit seinem 36-PS- Motor erreichte es 7,5 kn.
Als 1962 an der Nordspitze des Darß der Marinehafen entstand, hatten dort die beiden nacheinander in Dienst stehen- den zivilen Motorrettungsboote darsser ort I und II (18 m) des staatlichen Seenot- dienstes der DDR ihren Liegeplatz. Fest angestellte Mitarbeiter betrieben mit 15 Freiwilligen die vorgeschobene Station auf dem Darß. Bis 1990 retteten sie etwa 350 Personen aus Seenot. Mit Freigabe der DDR-Gewässer für den Seeverkehr
Die Nordostansicht mit Seebrücke
liegende Seenotkreuzer Nis raNders ablö- sen. Das neue Schiff der 28-m-Klasse ver- drängt 120 t. Es hat eine Reichweite bis zu 800 sm. Mit seinen zwei MTU-Motoren von 2880 kW erreicht es eine Geschwin- digkeit von 24 kn. In seiner Heckwanne führt es ein 8 m langes Tochterboot mit.
Militärische Nutzung Nothafen Darß
Der auf Weisung des Chefs der Volks- marine, Konteradmiral Heinz Neukir- chen, unter Einbeziehung des Ottosees (zuvor Strandsee) gebaute und im Mai 1962 eröffnete Hafen Darßer Ort diente Schnellbootkräften der Volksmarine im Alarmfall als Ausweichhafen. Der 4,3 ha große Hafen liegt 0,8 sm südlich von der als Darßer Ort bezeichneten Nord-
rungsschiff H-02 vom Projekt 62 (Verdrän- gung 1320 t, Tiefgang 1,60 m) des Mari- nechefs hatte dort zeitweilig seinen Lie- geplatz. Neun Torpedoschnellboote der Volksmarine vom Projekt 183 (Verdrän- gung 67 t, Tiefgang 1,24 m) verlegten vom Stützpunkt Gager auf Rügen nach Dar- ßer Ort. Einige der kurz zuvor in Dienst gestellten kleinen Landungsschiffe vom Projekt 46 (Verdrängung 232 t, Tiefgang 1,10 m) lagen ebenfalls im Darßer Hafen. Während seiner Borddienstzeit als Lei- tender Ingenieur auf einem U-Jagdschiff lernte der Autor die Tücken des Seege- bietes vor Darßer Ort kennen. Der vom Weststrand Fischland Darß abgetragene Sand lagert sich durch die Küstenströ- mung an der Nordostspitze des Darß ab. Die Strömung schießt bis zu 500 m über die Darß-Spitze hinaus. Der Tiefgang
Leinen los! 1-2/2021 25


































































































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