Page 18 - Leinen los! 1-2/2024
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Deutscher Marinebund
Der EGV frankfurt am main in Kiel
sionen Unifil und Ägäis sorgte letztlich dafür, dass die Deutsche Marine so schlag- kräftig vertreten war. Mit Ausbruch des Konfliktes wurde schnell die Entscheidung getroffen, die Kräfte der Marine als Option für eine militärische Evakuierungsopera- tion zur Verfügung zu stellen!
Für die Deutsche Marine stand es dabei außer Frage, unsere Kräfte schnellstmög- lich und in größtmöglicher Stärke dem Auf- trag des Schutzes deutscher Staatsbürger zu verpflichten, aber auch unseren unab- dingbaren Willen zur Unterstützung Isra- els Gewicht zu verleihen!
Tagesaktuell – und sehen Sie mir nach, wenn ich hier etwas oberflächlich bleibe – operiert der EGV FrankFurt im nationalen Auftrag gemäß Weisung der Abt Spezial- kräfte des EinsFüKdoBw in Potsdam. Die Fregatte Baden-WürtteMBerg operiert im Rahmen Unifil und ist für den deutschen Commander der Maritime Taskforce, Flot- tillenadmiral Dirk Gärtner, ein wichtiger Faktor im Rahmen der Eventualfallplanung einer Evakuierung des UN-Hauptquartiers in Naquora an der Grenze zwischen dem Libanon und Israel. Die Korvette olden- Burg fährt unter NATO-Flagge und befin- det sich aktuell in Souda auf Kreta. Selbst- verständlich sind wir mit den UN und der NATO im Dialog und können bei Bedarf lageabhängig unsere Einheiten für ein nati- onales Tasking herausziehen.
Und ich möchte nicht unerwähnt las- sen, dass wir einen Stab der Marine nach Zypern verlegt haben und sich Kräfte des SeeBtl (der Kommandeur ist hier im Publikum) ebenfalls im Operationsraum befinden.
Diese flexible Reaktion auf eine Lageände- rung und einen Auftragswechsel weg von einem Auftrag der Seeraumüberwachung niedriger Intensität hin zu einer hochinten- siven militärischen Evakuierungsoperation zeigt, wie wichtig die Ausbildung unserer Seestreitkräfte ist, um diese für ein brei- tes Aufgabenspektrum zu befähigen und nur Einheiten mit dem Prädikat „combat ready“ in einen Einsatz zu entsenden!
Meine Damen und Herren,
weiten wir unseren Blick über die Levante hinaus hin ins Südchinesische Meer.
Ein schwelender Konflikt wirft seinen großen Schatten auf uns. Die „Taiwan- Frage“ und die Anzeichen verdichten sich, dass aus chinesischer Sicht die „Tai- wan-Frage“ in der zweiten Hälfte dieser Dekade einer „Lösung“ zugeführt wer- den soll. Während der Krieg in Nahost vornehmlich von einer kinetischen Aus- einandersetzung geprägt ist, wird der Konflikt um die „Taiwan-Frage“ und das Südchinesische Meer derzeit primär von Auseinandersetzungen unterhalb der Schwelle des bewaffneten Konfliktes dominiert. Auf der einen Seite sehen wir sogenannte „Grey Zone Operations“ chi- nesischer Fischereiflotten, welche schein- bar autark und nicht zurechenbar ope- rieren, um den beanspruchten Seeraum innerhalb der sogenannten „Nine Dash Line“ für sich zu gewinnen. Während wir auf der anderen Seite zunehmende Ope- rationen chinesischer See- und Luftstreit- kräfte um die Insel Taiwan beobachten können. Neben dem Umgang mit „Grey Zone Operations“ und der Reaktion auf
chinesische Militärübungen prägt auch das Themenfeld der „Freedom of Navi- gation“ das Konfliktfeld im Südchinesi- schen Meer.
Wie reagiert die Deutsche Marine in den kommenden Jahren auf diesen drohen- den Konflikt?
Abgeleitet aus den Leitlinien zum Indo- Pazifik der Bundesregierung wird die Deutsche Marine in 2024 im Rahmen eines erneuten Indo-Pacific-Deployment mit der Fregatte Baden-WürtteMBerg und dem EGV FrankFurt aM Main in der Region Präsenz zeigen (ja es sind dieselben Einhei- ten, die sich derzeit noch im östlichen Mit- telmeer befinden).
Der Fokus des Engagements der Deut- schen Marine im Indo-Pazifik fußt auf drei Säulen: Erstens: Die Stärkung der regel- basierten internationalen Ordnung. Zwei- tens: Die Sicherung der Seewege und Freiheit der Meere. Drittens: das Inten- sivieren der Zusammenarbeit mit regio- nalen Partnern. Die Interaktion mit der Volksrepublik China folgt dabei einem ganz klaren Prinzip: „Dialog ja! – Koope- ration nein!“
In Abstimmung zwischen dem Bundes- kanzleramt, dem Auswärtigen Amt und dem Verteidigungsministerium wurde festgelegt, dass kein Hafenbesuch in China durchgeführt wird. Zudem stellt sich der Verband in Abhängigkeit der dann aktuellen politischen/militärischen Lagebeurteilung darauf ein, eine Pas-
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Foto: Thomas Nägele


































































































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