Page 21 - Leinen los! 1-2/2024
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sollen die maritimen Verbände der Ost- see nach der Prämisse „Manned when necessary, unmanned when possible“ sowie „Mass Matters“ umgestaltet wer- den, wie es der Kurs 2035+ des Inspek- teurs vorsieht.
Ein Konflikt in der Ostsee wird in der gesamten Wassersäule ausgetragen wer- den. Der Schutz kritischer Infrastruktur ins- besondere im Sinne der Seabed Warfare stellt nicht nur die Deutsche Marine vor große Herausforderungen, sondern ist auch ein Schwerpunkt der ressortüber- greifenden integrierten Sicherheit.
Beim Schutz unserer Seeverbindungs- wege und der Kritischen Infrastruktur gilt es nicht nur reguläre Bedrohungen durch feindliche Streitkräfte im Blick zu behal- ten, von vordringlicher Bedeutung ist hier auch der Umgang mit hybrider Kriegsfüh- rung, „Grey Zone Operations“ und gene- rell Auseinandersetzungen unterhalb der Schwelle des bewaffneten Konfliktes. Und das alles geht natürlich nur, wenn alle Part- ner über ein einheitliches, aktuelles und
widerspruchfreies Lagebild über und unter Wasser verfügen.
Diese höchst anspruchsvollen und kom- plexen Themenfelder wirken sehr erschla- gend, doch eines ist klar: die Deutsche Marine wird nicht warten, um auf eine Goldrandlösung zu hoffen, sondern machen, was erforderlich ist und ihrer Verantwortung in der NATO gerecht wer- den. Die Marschrichtung und das Level of Ambition im Bereich der Ostsee ist dabei klar. Deutschland und die Deutsche Marine werden im maritimen Bereich in der Ost- see eine Führungsrolle übernehmen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat beim NATO-Gipfel in Madrid im letzten Jahr das klare Angebot gemacht, dass Deutschland ein regionales maritimes Hauptquartier für die NATO zur Verfügung stellen wird. Die- ses Angebot wird schon heute mit Leben gefüllt: mit dem Stab DEU MARFOR exis- tiert in der Deutschen Marine bereits ein Führungselement, welches den Kern eines „Regional Maritime Headquarters for the Baltic“ abbildet.
Während des im September 2023 durch- geführten Manövers Northern Coasts 2023 hat DEU MARFOR aus seinem Hauptquartier in Rostock das Manö- ver mit knapp 40 teilnehmenden Schif- fen aus 14 Nationen erfolgreich geplant und geführt. Konsequenterweise hat der Generalinspekteur der Bundeswehr gegenüber dem SACEUR schriftlich ange- zeigt, dass DEU MARFOR als Commander Task Force Baltic (so lautet aktuell in den NATO-Papieren der Begriff für das regi- onale Hauptquartier für die Ostsee) zur Verfügung steht. Die Deutsche Marine ist bereit und fähig, in der Ostsee maritime Aktivitäten zu koordinieren und Führungs- verantwortung zu übernehmen.
In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf die unterschiedlichen Perspektiven aus dem folgenden Expertengespräch. 7
* Konteradmiral Stephan Haisch ist Kom- mandeur Einsatzkräfte und des Maritime Forces Staff (DEU MARFOR)
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Deutscher Marinebund


































































































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