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Deutsche Marine
gebaut wird. In ihm wird so gut wie alles verbaut sein, was heutzutage möglich ist. Einsatzschwerpunkt wird die bord- gestützte U-Boot-Jagd werden. Hierzu erhält der Hubschrauber zur U-Boot- Suche ein modernes, niederfrequentes Aktiv- und Passiv- Sonar und ein Rund- magazin mit abwerfbaren Sonarbojen. Bewaffnet wird der Hubschrauber dabei mit zwei MU90-Leichtgewichtstorpedos.
Suchen und bekämpfen
Der große Vorteil des neuen Hubschrau- bers ist die Möglichkeit, dass jeder Hubschrauber sowohl suchen als auch bekämpfen kann. Die bisherigen Sea Lynx- Hubschrauber teilten sich diese Aufgabe und waren immer zusammen in unter- schiedlichen Rüstzuständen und Einsatz- rollen (Dipper and Pony) unterwegs. Mit dem Sea Tiger verdoppelt sich nun also die mögliche Operationsfläche einer Fre- gatte in der U-Boot-Suche. In einer weite- ren Kampf-Einsatzrolle können auch alter- nativ zu den Torpedos zwei Lenkflugkör- per Marte-ER eingesetzt werden. Hierzu wird dann ein weiterer Operatorplatz in der Kabine eingerüstet. Dieser allwetter- taugliche, ganz moderne Lenkflugkörper hat einen eigenen Radarsuchkopf und eine Reichweite von über 100 km. Damit erfährt ein Fregattenverband mit Sea Tigern und Lenkflugkörpern eine deutliche Kampf- kraftsteigerung gegen Überwasserziele. Mit dem Sea Lynx war seit 2014 kein Lenk- flugkörper-Einsatz mehr möglich.
In einer technischen Beschreibung wer- den weitere Einsatzvarianten für den Sea Tiger beschrieben: Truppen oder Mate- rialtransport, SAR, MedEvac/Casevac oder der Einsatz von Boarding- und Spe- zialkräften. Auch ist die Bewaffnung mit zwei schweren M3M-Maschinengeweh- ren (Kal. 12,7 mm) möglich, beim Sea Lynx war nur ein schweres MG einsetzbar. Die Umrüstung von einer auf eine andere Rolle soll mit max. drei Personen unter fünf Stunden möglich werden. Damit wird deutlich, dass der Sea Tiger auch in weiteren Rollen einen Fähigkeitszu- wachs für die Marine bedeutet. Der Sea Tiger wird das doppelte Abfluggewicht einer Sea Lynx haben. Er hat eine län- gere Flugausdauer und kann damit ein größeres Seegebiet abarbeiten. Außer- dem hat er deutlich bessere Sensoren für den Nachtflugeinsatz. Einen riesigen Sprung nach vorne macht man auch mit der neuen Radar- und Sonartechnik für
Markant am Sea Tiger sind die beiden Außenlastträger. Daran können Torpedos, Lenkflugkörper oder Zusatztanks befestigt werden
In und am Hubschrauber wird die modernste Technik verbaut. Das maximale Abfluggewicht liegt bei 11 t
die Lagebilderstellung und Informati- onsweitergabe an den Flottenverband. „Mit dem Sea Tiger erhalten wir ein klei- nes MPA (Maritime Patrol Aircraft) und können den Fregatten in kurzer Zeit eine Vielzahl an Informationen zur Verfügung stellen“, betonte Broder Nielsen.
Ausblick und weiterer Projektverlauf
Bei Airbus in Donauwörth beginnen nun die Endausrüstung und Erprobung der ersten Maschinen. Mit dabei in enger
Kooperation das Beschaffungsamt der Bundeswehr, die WTD 61 in Manching und das Marinefliegergeschwader 5. Dort läuft auch bereits die Ausbildung der ersten Besatzungen. Hier zeigt sich der enorme Vorteil, dass die Piloten auf den bereits vorhandenen Sea Lions aus- gebildet werden können. Die Cockpits gleichen sich, es sind faktisch zwei iden- tische Hubschrauber. Größere Unter- schiede wird es bei den Operateuren im „hinteren Kampfraum“ geben. Dort unterscheiden sich Sea Lion und Sea Tiger deutlich. „Hierbei nutzen wir auch
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