Page 28 - Leinen los! 1-2/2024
P. 28

Deutsche Marine
Das Wetter in Donauwörth war nicht erstflugwürdig, schlechte Sicht und Graupel- schauer machten Hochglanzbilder nicht möglich. Aber einem Marinehubschrauber darf das nichts ausmachen, der muss bei deutlich schlechterem Wetter in den Einsatz gehen können
will, fliegt er mehr den Sea Lion“, so Niel- sen zu den Überlegungen, die auch auf organisatorischer Ebene bei der Neuein- führung angedacht werden. Die Termin- situation ist sportlich. Der Sea Lynx geht 2026 bei der Marine aus der Nutzung, die ersten Sea Tiger kommen ab Ende 2025. Das wird für kurze Zeit eine angespannte Situation ergeben, in einer Übergangs- zeit wird es weniger neue Hubschrauber geben, als momentan Sea Lynx vorhan- den sind. Sind jedoch alle Sea Tiger bis 2030 ausgeliefert, sind die Marineflieger deutlich besser aufgestellt als bisher. Nicht nur wesentlich leistungsfähiger und kampf- kräftiger, sondern mit 30 Sea Tigern auch deutlich stärker als die maximal 22 Sea Lynxe, die einmal im Einsatz waren.
Eine weitere Kröte muss die Marine auch schlucken. Die neuen Hubschrau- ber sind für eine Unterbringung auf der BrandenBurg-Klasse (Kl. 123) zu groß. Ein Umbau der Flugzeughangars wäre zu aufwendig geworden. Außer- dem sind die Nachfolge-Fregatten (Kl. 126) ja bereits in der Projektierung. Bei der Marine überlegt man sich unter- schiedliche Szenarios, wie man die- sen übergangsweisen Nachteil für die Kl. 123 kompensieren kann. Zum Bei- spiel mit schiffsseitigen Schleppsona- ren zur U-Boot-Jagd, mit dem Einsatz von unbemannten Fluggeräten wie der „Skeldar-Drohne“ oder auch dem Ein- satz von anderen Nationen, die den klei- neren AW 159 Wildcat betreiben, den Nachfolger des Sea Lynx bei einigen Marinen. Landen und auftanken kann ein Sea Tiger aber nach wie vor auf einer BrandenBurg-Fregatte.
Die Einsatz-Welt bei den Marinefliegern bleibt also spannend. Die Hubschrauber- komponente wird mit 18 Sea Lions und 30 Sea Tigern so stark und kampfkräftig wie noch nie in der Deutschen Marinege- schichte. Die gesamte Marine erfährt mit den neuen Fregatten-Kampfhubschrau- bern einen enormen Push. Und nicht zu vergessen sind auch bei den MPAs deutliche Verbesserungen zu erwarten, wenn die Orion bald von der Poseidon abgelöst sein wird. Dies wird der größ- ten Bedrohung gerecht, denen unsere Seewege ausgesetzt sind, der Bedro- hung durch U-Boote! Noch treffender beschrieb das Broder Nielsen in sei- ner Ansprache in Donauwörth: „Wie brachte es neulich ein Schweizer Freund von mir zum Ausdruck: No shipping – no shopping“. 7
internationale Ausbildungskapazitä- ten anderer Nationen, die schon ähnli- cheMarine-Fregattenhubschrauberim Einsatz haben, z.B. die Niederlande“, erklärte Nielsen in Donauwörth.
Die Gleichheit der Cockpits gibt den Marinefliegern zukünftig ganz neue
Flexibilitäten im Personaleinsatz. „Wir können z.B. jungen Piloten, die gerne U-Bootejagenunddenenesnichtsoviel ausmacht, auch mal ein paar Monate von zu Hause weg zu sein, den Einsatz auf dem Sea Tiger anbieten, und wenn jemand öfter bei der Familie daheim sein
Kapitän zur See Broder Nielsen, Kommandeur Marinefliegerkommando, war vielge- fragter Interviewpartner für die zahlreichen Pressevertreter beim Erstflugevent. Hier bei einem Gespräch mit dem Bayerischen Fernsehen
28 Leinen los! 1-2/2024


































































































   26   27   28   29   30