Page 31 - Leinen los! 1-2/2024
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Neu entdeckt – die Kraft des Windes Alternative Antriebe für die Zukunft
Hans Jürgen Witthöft
Wir werden uns alle, ob in den Häfen, während einer Seefahrt oder in den Medien auf andere Bilder einstellen müssen, sofern es das Aussehen vieler Schiffe betrifft. Alles verändert sich, auch die Schifffahrt – und es geht heutzutage vor allem um den Klimaschutz, der mit der
„Dekarbonisierung“ unterstützt werden soll. Was die Schifffahrt betrifft, so hat sie sich selbst verpflichtet, bis 2050 vollständig klimaneutral unterwegs zu sein, das heißt, durch den Brennstoffverbrauch keine Emis- sionen mehr auszustoßen. Der Weg dorthin erfordert vielfältige Innovationen. Einer der Wege aber ist so alt wie die Schifffahrt selbst. Es ist die Erinnerung an die Kraft des Windes.
Dabei ist es gerade mal gut andert- halb Jahrhunderte her, als der Über- gang vom Segel- bzw. Windantrieb zum
Motoren- bzw. Maschinenantrieb in der Schifffahrt als wichtiger technischer Fort- schritt hervorgehoben wurde. Die Schiffe wurden immer größer und das Einhalten von Fahrplänen immer wichtiger. Dafür schufen die technischen Antriebe die nötigen Voraussetzungen. Brennstoff, Kohlen zunächst und dann zunehmend Öl, waren ausreichend vorhanden. Zwar nicht als natürliche Bodenschätze überall in der Welt, aber spezielle Kohlefrachter und Tankschiffe sorgten für Nachschub. Zwar klagten die Reedereien zu allen Zeiten über zu hohe Kosten. Erst mit der ersten und zweiten Energiekrise in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde es richtig ernst. Kohle spielte als Kraftstoff in der Schifffahrt zwar keine Rolle mehr
und Öl wurde zunehmend zu einer politi- schen Waffe. Das wirkte sich natürlich auf die Preise aus. Die waren häufigen und starken Schwankungen unterworfen, mit durchgängig steigender Tendenz.
Das führte zu einem allmählichen Umdenken. So gerieten die Schiffsan- triebe nahezu zwangsläufig in das Blick- feld von Forschung und Technik, getrie- ben von den Reedereien, die bestrebt waren, ihre Transportkosten wettbe- werbsfähig zu halten und in späteren Jahren auch von den Bemühungen um einen besseren Klimaschutz. Zwar gelang es den Motorenbauern, die Verbräuche ihrer Anlagen und damit deren klima- schädliche Emissionen nach und nach zu senken, aber trotz immer weiter aus- gefeilter Technik kamen sie an Grenzen. Irgendwie scheint diese Entwicklung dann die Erinnerung an die Kraft des
Windes beflügelt zu haben. Eine Kraft, die zwar nicht immer und nicht immer aus der richtigen Richtung kommend zur Verfügung stand – aber immer kosten- los. Erste Frachtschiffe mit einem Segel als Antriebshilfe belebten die Diskus- sion, waren aber nur Versuche zur Redu- zierung des Brennstoffverbrauchs und blieben Einzelfälle.
Richtig Fahrt nahm die Entwicklung erst auf, als es in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zwar weiterhin um Einsparung von Brennstoff ging, aber die Reduzierung der durch die Brenn- stoffnutzung verursachten Emissionen zumindest gleichrangig wurde. Und es sind viele Stoffe, die zur Luftverschmut- zung und damit zum Klimawandel beitra- gen: Kohlendioxid (CO2), Schwefeloxid (SOx), Stickoxid (NOx) sowie Feinstaub und Rußpartikel.
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Teil 1
Erstes Rotorschiff war die buCkau, gefolgt von der größeren barbara
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Fotos: Archiv hjw


































































































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