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Leitende Ingenieur (LI) von SK-1, Ober- kommissar Günter Kohn, begleitete ab April 1950 die Fertigstellung des Bootes. Die Besatzung machte sich in der Werft mit dem Boot vertraut.
Erprobung auf dem Müggelsee
Die Erprobungen auf dem Berliner Müg- gelsee begannen im Juni 1950 unter Werftregie. Der von den Antriebsma- schinen verursachte Lärm und Wellen- schlag des Bootes gab den Berlinern zu erkennen, dass der Bau von Marineschif- fen angelaufen war. Unter Anleitung des erfahrenen Werftkapitäns Heinz Korup und Dipl.-Ing. Heinz Erdmann lernte die 18-köpfige Stammbesatzung mit Ober- kommissar Thomas das Boot auf Binnen- gewässern zu fahren. Die Erprobungen liefen unter Anwesenheit des Stabs- chefs der HV Seepolizei, Chefinspekteur (KAdm) Felix Scheffler und von sowjeti- schen Marineoffizieren. Am 1. Juli 1950 berief Scheffler Seepolizei-Rat (KptLt) Alfred Schneider zum Kommandanten von SK-1.
Überführungsfahrt
Zur Boots-Überführung nach Parow führte der Autor im April 1989 ein Interview mit dem damaligen Kommandanten, Alfred Schneider (KKpt a.D.): „SK-1 wurde mit sei- ner Besatzung Mitte Juli 1950 von Gene- ralinspekteur (VAdm) Waldemar Verner, Chefinspekteur Scheffler und dem sow- jetischen Berateroffizier, Kapitän 1. Ran- ges Kulagin, in Berlin verabschiedet. Die Fahrt auf Binnenwasserstraßen ver- lief unter Verantwortung von Werftkapi- tän Heinz Korup, dem Leitenden Ingeni- eur Dipl.-Ing. Brause sowie den Ingeni- euren Heinz Habermann (Motoren) und Heinz Erdmann (E-Abschnitt). Zur Besat- zung gehörten mein Stellvertreter, Ober- kommissar Gerhard Thomas, Oberkom- missar Günter Kohn (künftiger LI), Ober- wachtmeister Siegfried Ressel (Ruder- gast) und Wachtmeister Daberkow (Signalgast). Der erste Abschnitt führte uns von Köpenick, durch die Wernsdor- fer Schleuse, auf dem Oder-Spree-Kanal bis Müllrose an der Oder. Wegen nied- rigem Wasserstand konnten die Junker- Motoren nur mit geringen Umdrehungen laufen. Im nächsten Abschnitt kamen wir bis Fürstenberg/Oder. Dort erfuhren wir von der Wasserschutzpolizei, dass eine Weiterfahrt wegen Niedrigwasser der
Die ersten drei Seekutter freundsCHaft, piOnier, sOLidarität in Stralsund
Geschichte
SK-1 mit verlängertem Heck
Oder nicht möglich ist. Die Werft ließ 2 Schwimmkörper anschleppen, um SK-1 auf Pontons zu hieven. Mit Schlepperhilfe bewältigten wir den Abschnitt bis Hohen- saaten. Dann musste das Boot wieder von den Pontons gehoben werden. All das nahm mehrere Tage in Anspruch. Am 15. August erhielt ich vom Chef der HV See- polizei die Anweisung, dass die Weiter- fahrt nur bei ausreichender Wassertiefe und ohne Gefahren für Mannschaft und Schiff gestattet ist. Mit ansteigendem Wasserpegel der Oder legte SK-1 mit eigner Kraft den Abschnitt bis Gartz an der Oder zurück. Nach einer Übernach- tung fuhren wir bis Ziegenort (Trzebiez) am Stettiner Haff. Hier wurden wir von den Behörden ausklariert. Die Fahrt über das
Haff nach Wolgast war bedeutend ange- nehmer als oderabwärts. Trotz schwie- rigen Fahrrinnen existierte eine gute Betonnung. Im Hafen Wolgast begrüßte uns Chefinspekteur Scheffler. Nach zwei Tagen ging es weiter mit Kurs Parow. Auf dem Greifswalder Bodden testeten wir, welche Antriebsleistung in den Maschi- nen steckte. Es waren 20 kn. Nach ca. 5 Wochen erreichten wir den Zielhafen Parow.“
See-Erprobung
Nach Komplettierung des Bootes wurde SK-1 Ende September 1950 unter Kom- mandant Oberkommissar Thomas in Dienst genommen. Im Ergebnis der
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Foto: Manfred Wiesigkstrauch Foto: Manfred Wiesigkstrauch