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Als jüngster Deutscher auf Weltumsegelung – Teil 2
Der Erfurter Johannes Li, aufgewach- sen im Heim, hat im Juni im Alter von 19 Jahren eine Einhand-Weltumse-
gelung begonnen – Leinen los! berichtet über den Verlauf der Unternehmung. Li will den Menschen Mut machen, ihrem Her- zen zu folgen und ihre Träume zu realisie- ren. Er selbst ist Autist und möchte mit sei- ner Tour aufzeigen, dass alles möglich ist – unabhängig davon, wo man herkommt und was einen prägt.
Die Fahrt durch Nordsee und Ärmelka- nal zog sich länger hin als erwartet, da das knapp 50 Jahre alte Boot, die PArvA nAvis, immer wieder kleine technische Prob- leme hatte, die zu beheben waren. Auch musste Li selbst Erfahrungen sammeln und Sicherheit im Umgang mit seinem „Oldti- mer“ gewinnen. In Lorient in der Bretagne traf er mit Boris Herrmann zusammen, dem bekanntesten deutschen Regatta-Segler, der dort seine neue Rennyacht mAliziA – sEAExPlorEr erprobte. Herrmann inspi- zierte die PArvA nAvis und gab dem jun- gen „Kollegen“ wertvolle Tipps. Li bekam
die Gelegenheit, das frisch zu Wasser gelassene Boot von Hermann ausgiebig in Augenschein zu nehmen. Auf der Wei- terfahrt hatte Li nachts eine unangenehme Grundberührung, die jedoch entgegen ersten Befürchtungen glimpflich ausging. Er musste aber das Boot im französischen Les Sables-d’Olonne an Land setzen las- sen, um die Schrammen im Kielbereich auszubessern. Dabei hat er beschlossen, seinen sehr ambitionierten Zeitplan von 18 Monaten für die Weltumseglung mit weni- gen Hafenbesuchen zu modifizieren und die Unternehmung ruhiger anzugehen. Als nächste Etappe ist die Überquerung der Biskaya mit Ziel A Coruna in Spanien vorgesehen. Li ist zwar etwas beunruhigt, da es zurzeit bei Seglern vor der spanischen und portugiesischen Küste gehäuft zu Zwi- schenfällen mit Orcas kommt, die die Boote angreifen; er hofft aber, sein Ziel sicher zu erreichen. Probleme bereitet ihm ledig- lich die ständige Ebbe in der Bordkasse, die durch Reparaturaufenthalte in meh- reren Häfen weiter geleert wurde. Er hat
zwar einige Sponsoren, es können aber gerne noch weitere Firmen sein, die ihn und seine Ziele unterstützen. Auch Einzel- personen sind als Unterstützer willkommen: www.paypal.me/weltumsegelung. mfa
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Prof. Dr. Michael Epkenhans
der „Seemacht Nato“. Thema waren hier das beständig sich erweiternde Aufgaben- spektrum der Deutschen Marine im Rah- men der Nato, welches neben der Bünd- nisverteidigung seit den 1990er-Jahren zunehmend auch die Intervention bei regi- onalen Konflikten und Anti-Terror-Einsät- zen beinhaltet. Zudem hat sich seit der russischen Krim-Annexion 2014 die Deut- sche Marine stärker auf Aufgaben wie den Minenabwehrkampf oder Blockadeope- rationen konzentriert – sprich den Aufga-
ben einer Randmeer-Marine. Eine weitere Fokussierung auf die Ostsee und damit verbunden neue operative Möglichkeiten inklusive des Aufbaus weiterer Kapazitäten der Deutschen Marine werden vermutlich die voraussichtlichen Nato-Beitritte Schwe- dens und Finnlands nach sich ziehen. Zum Abschluss widmete die Tagung sich am Samstagvormittag des 25. April der musealen Beschäftigung mit dem Thema „Seemacht“. Dr. Stephan Huck, Leiter des Deutschen Marinemuseums, Prof. Dr. Ruth Schilling, Leiterin des Schiff- fahrtsmuseums Bremerhaven, Dr. Jakob Seerup, Direktor des Bornholmmuseet und Dr. Matthew Sheldon, Executive Director of Museum Operations des Nati- onal Museum of the Royal Navy, erörter- ten unter der Moderation von Jan Kindler aus dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden die Konzepte und Entwicklungsmöglichkeiten ihrer jeweili- gen Museen. Hierbei wurden auch aktu- elle Problemfelder insbesondere im Bereich der Bewahrung und Vermittlung von Großexponaten wie Museumsschif- fen eingehend diskutiert.
Der gesellige Rahmen einer solchen Tagung, in der sich ausgetauscht und
diskutiert werden kann, kam auch nicht zu kurz. Abgesehen von Kaffeepausen, einem Mittagessen und einem Abendim- biss ist hier vor allem das gemeinsame Abendessen am zweiten Tag im Atlantic Hotel hervorzuheben, in welchem Rah- men Michael Epkenhans seine Dinner- speech zum Thema „Einfluss von See- macht auf die Geschichte – von Salamis bis Kuwait“ hielt.
Nach zwei Jahren coronabedingter vir- tueller oder ausgefallener Tagungen, in denen der persönliche Austausch zu kurz kam bzw. gar nicht stattfand, war diese Tagung neben allem inhaltlichen Input für viele eine willkommene und freudige Veranstaltung. Dank gebührt neben allen beteiligten Veranstaltern, Rednerinnen und Rednern sowie interessierten Zuhö- rerinnen den beiden Simultanübersetzern des Bundessprachenamts, die es manch- mal nicht leicht hatten, schnell redende oder massiv vom Skript abweichende Vor- tragende ins Deutsche bzw. ins Englische zu übersetzen. 7
* Nina Nustede ist Leiterin Museumsbe- trieb und stellv. Leiterin des Deutschen Marinemuseums
Boris Herrmann (r.) nahm sich Zeit für den jungen Abenteurer
Leinen los! 9/2022 19
Foto: Johannes Li