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Mensch.Schifffahrt.Meer.
René Götschi, Kapitän der attila, auf der Brücke
dig befunden. So beseligt bleibt nur ein Kleinbus, um die schwankenden Genießer wieder an Bord zu schaffen. Die Schiffsbar ist immer offen für alle, die noch einen Schlummertrunk möch- ten. Während die Wellen des Bielersees an die Bordwand klopfen und den Bal- konvorhang bauschen, stellt sich schnell schlafmüde Bettschwere ein.
In gemütlicher Fahrt wird während des Frühstücks die St. Petersinsel angesteuert mit ihrem malerischen Klosterhotel inmit- ten von Wald und Weinbergen. Hier hat sich schon der französische Naturphilo- soph und Pädagoge Jean-Jacques Rous- seau 1765 wohlgefühlt. Bei einer kleinen Wanderung erschließt sich dem Besucher die Abgeschiedenheit des historischen Eilands, das bereits zu Römerzeiten als Kultstätte galt.
Hoch über dem Meeresspiegel
Einmal quer über den See erreicht attila das Örtchen Ligerz. Mit der Standseil- bahn geht es aufwärts ins Berner Jura nach Prêles auf 822 m über dem Meeres- spiegel. Belohnt wird man mit einem wei- ten Rundblick über den Bielersee samt modellkleiner attila und Petersinsel hin- über zu den scheinbar nahen Alpen. Auf
Vorbei an sattgrünen Gemüsefeldern, ansehnlichen Gutshäusern und Industrie- anlagen. Für die Herstellung von Baustof- fen liegt eine ganze Flotte von Binnen- frachtern und Baggern an der Pier. See- fahrt auf schweizerisch, „wobei der 38 km lange und bis zu 135 m tiefe Neuchâte- ler See bei Nordost- oder Südwestwind auch ganz schon ruppig sein kann“, erklärt René und lacht, „da wird manch einer see- krank“. Cornelia Koehli, die welterfahrene Stewardess, und ihre Kollegin der zwei- ten Schicht, Gabriella Büschi, werden das
Wellen klopfen an die Bordwand
Anlegen in Le Landeron. Nach einem Spaziergang durch die Felder am Fuße des Jura erreicht man die Altstadt mit ihren bunten mittelalterlichen Häu- sern, den Stadttoren, dem von dich- tem Baumbestand gesäumten Anger. Mit dem Stadtführer taucht man ein in die wechselvolle Ortsgeschichte. Und schließlich in das von moderner Kunst geprägte und so nicht erwartete Res-
Zweckmäßige Doppelkabine mit Panoramafenster Gabriella präsentiert das leichte Mittagsbüfett
zu verhindern wissen in ihrer ständigen Sorge um das persönliche Wohlergehen ihrer Gäste. Dazu gehört im Sommer bei ruhigem See manchmal auch ein Stopp, um von der Badeplattform in das glas- klare warme Wasser zu hüpfen oder sich im Stand-up-Paddeln zu versuchen. Ein Verwöhnprogramm nach dem attila- Motto: „Einfach sein – entschleunigen, entdecken und genießen“.
taurant „L´Escarbot“. Ein Gourmettem- pel mit Sternen, den auch Gäste aus weiter entfernteren Regionen ansteu- ern. Das mehrgängige Menü, darunter auch die seefrische Delikatesse Num- mer eins Egli-Filets in Butter gebraten oder geräuchert, überzeugt jeden in der Runde. Natürlich wird auch der edle lokale Tropfen „Chasselas sur Crausa“ probiert und für äußerst gaumenfreu-
bequemen Wegen, vorbei an der Wall- fahrtskirche, in der der Schriftsteller Fried- rich Dürrenmatt 1946 heiratete, bum- meln die Seenfahrer durch Weinberge, die gerade von schwitzenden Studen- ten abgeerntet werden. In einer Stunde erreicht man wieder sein schwimmendes Zuhause auf Zeit – immer wieder unter- brochen durch Vitamin C-reiche Trauben- Naschpausen.
Leinen los! 4/2025 23


































































































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